ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Das Sozialwort der christlichen Kirchen hat sich in den vergangenen zehn Jahren als Impulsgeber für innerkirchliche und politische Prozesse bewährt, muss aber nun aktualisiert werden, um auf gegenwärtige Probleme Antworten anzubieten. Das war der Tenor am Freitag bei der Ökumenischen Sommerakademie im Stift Kremsmünster. Prominente Redner waren Bischof Manfred Scheuer, Metropolit Arsenios (Kardamakis), Bischof Michael Bünker und die Wiener Sozialethikerin Ingeborg Gabriel. Die Banken- und Staatsschuldenkrise waren für Bischof Scheuer und Bischof Bünker zwei der ganz zentralen Themen, denen sich auch die Kirchen widmen müssten. Gleiches gelte für den Aspekt der Klimagerechtigkeit.
Bischof Scheuer warnte vor dramatischen gesellschaftlichen Veränderungen in Europa. Eine Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent in manch südeuropäischen Staaten wie Spanien sei hier nur die Spitze des Eisbergs. Der Mensch müsse wieder stärker im Mittelpunkt des Wirtschaftens stehen, forderte Scheuer. Gerade in diesem Bereich habe das Sozialwort Wesentliches zu sagen. Erwerbsarbeit schaffe Identität und sei ein wichtiger Teil des Lebens. Das Sozialwort habe Qualitätskriterien für gute Arbeit benannt. Dazu gehörten etwa Fragen der Gesundheit, der Vereinbarkeit von Beruf und -familie, zumutbare Arbeitszeiten oder realistische Mobilitätserfordernisse, führte Scheuer aus: „Gute Arbeit gewährt ein angemessenes Einkommen, respektiert menschliche Fähigkeiten und die Menschenwürde und bezieht sowohl das Produkt wie die Belange der Umwelt aks Kriterien mit ein.“
Gleichwohl räumte er auch ein, dass er mit dem Sozialwort bei Diskussionen mit Unternehmern oder Bankern immer wieder auch auf großes Unverständnis gestoßen sei. Ethik und Wirtschaft dürften aber nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Bischof Bünker ortete diesbezüglich einen großen Bedarf an Neuorientierung. Die herrschende Marktlogik sei zu hinterfragen. Er halte vermeintliche wirtschaftliche Sachzwänge eher für Denkzwänge. Die grundlegenden Wirtschaftsprinzipien gelte es neu zu diskutieren, zeigte sich der lutherische Bischof überzeugt. Hier hätten die Kirchen wesentliche Impulse in den wirtschaftlichen wie politischen Diskurs einzubringen. Freilich unter klaren Rahmenbedingungen, so Bünker: „Das Evangelium begründet und begrenzt den den politischen Auftrag der Kirchen.“ Es gehe um eine sowohl beratende wie auch kritische Funktion der Kirchen.
Krichliche Rede brauche dabei aber ein klares theologisches Profil, und dem komme das Sozialwort sehr nahe. Er wünsche sich für die künftige Fortschreibung aber, dass die spirituelle Tiefendimension sozialethischer kirchlicher Aussagen noch deutlicher herausgearbeitet wird.
Bünker würdigte, dass das Sozialwort seinen Ausgang bei der Option für die Armen nehme und auch eine Selbstverpflichtung der Kirchen enthalte. Der Bischof musste allerdings auch einräumen, dass die Kirchen diese im Sozialwort aufgestellte Selbstverpflichtung vielfach noch nicht zufriedenstellend erfüllt hätten.
Metropolit Arsenios wies Vorurteile zurück, wonach die Orthodoxe Kirche die spirituelle Dimension gegenüber der sozialen Dimension bevorzuge. Ohne karitative Tätigkeit sei der Glaube an Christus sinnlos, betonte der Metropolit. Der Glaube müsse sich in der sozialen Praxis bewähren. Die Gleichwertigkeit von horizontaler (sozialer) und vertikaler (spiritueller) Dimension des Lebens sei zutiefst biblisch begründet.
Der Metropolit wies in diesem Zusammenhang auch auf den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. hin. Dieser hat das Jahr 2013 zum Jahr der Weltsolidarität ausgerufen.
Sorgen bereiteten dem orthodoxen Metropoliten von Österreich die vielen wirtschaftlichen und sozialen Probleme in Europa. Es brauche mehr europäisches Zusammengehörigkeitsgefühl. Arsenios sprach von einer „europäischen Familie“, in der man sich mit Mitgefühl und Solidarität begegnet und einander hilft.
Die Stimme der Kirchen müsse in Europa noch stärker werden, zeigte sich der Metropolit zudem überzeugt.
Prof. Ingeborg Gabriel würdigte grundsätzlich das Ökumenische Sozialwort, ging in ihren Ausführungen aber auch auf einige Aspekte ein, die einer dringenden Überarbeitung bedürften bzw. gar neu erarbeitet werden sollten. Etwa im Bereich der Migration oder der Europäischen Einigung.
Europa habe sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zunehmend zu einer Migrantengesellschaft entwickelt. Dieser Situation hätte sich nicht nur die Politik sondern auch die Kirchen noch zu wenig gestellt. Es brauche vor allem eine Blickumkehr, zeigte sich Gabriel überzeugt: Migration sollte weniger vom Aspekt der Humanität aus gesehen werden. Es gelte vielmehr, das große Potenzial, das in den Migranten steckt, zu entdecken und zu fördern; zum Wohl der eigenen Gesellschaft.
Auch im Hinblick auf eine gesamteuropäische Sozialpolitik müsse eine entsprechende kirchliche Position erst erarbeitet werden, führte Gabriel weiter aus. Wäre eine solche Sozialpolitik in den vergangenen Jahren zumindest schon rudimentär implementiert gewesen, hätte man die schlimmsten Folgen der Wirtschaftskrise abfedern können, so Prof. Gabriel. Ihr abschließendes Plädoyer: „Wir können so nicht weitermachen. Europa braucht neue Wege des Wirtschaftens und der Solidarität. Sonst führt der Weg in die Sackgasse.“ Die Kirche hätten viel Potenzial in diese notwendige Diskussion einzubringen.
Abgeschlossen wurde die Sommerakademie mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Stiftskirche von Kremsmünster, dem Bischof Scheuer, Metropolit Arsenios und Bischof Bünker vorstanden. Die nächste Sommerakademie wird von 9. bis 11. Juli wieder in Kremsmünster stattfinden und sich mit dem Verhältnis von Religion und Gewalt auseinandersetzen.
ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2024 wollen die Kirchen in Österreich gemeinsam im afrikanischen Burkina Faso helfen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) unterstützt das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) des Weltkirchenrates
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ)
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"Europa ist ein Hoffnungsprojekt"
Am 26. November2023 predigte der lutherische altbischof Michael Bünker beim Sonntagsgottesdienst in der Wiener methodistischen Kirche zum Thema "Europa". Die Gastpredigt fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Gottesdienst zum Reformationstag mit ökumenischem Akzent
Am 31. Oktober 2023 predigte der Direktor der Katholischen Sozialakademie, Markus Schlagnitweit, beim Gottesdienst zum Reformationstag in der Linzer Martin-Luther-Kirche. Die Gastpredigt zum Thema "Wirtschaft" fand im Rahmen des ökumenischen Projekts "Sozialwort 20+" des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt.
Der Gottesdienst mit der Gastpredigt zum Nachsehen (via YouTube)
Im Sozialwort aus dem Jahr 2003 nehmen die Kirchen östlicher und westlicher Tradition in Österreich gemeinsam Stellung zu den sozialen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
Das Sozialwort versteht sich als Kompass in einer Gesellschaft, die sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet: In den Bereichen Bildung, Medien, Arbeit, Wirtschaft, soziale Sicherheit und Ökologie. Das Sozialwort benennt konkrete Aufgaben für Kirchen und Politik/Gesellschaft.
Das Sozialwort ist in einem vierjährigen Prozess (2000 - 2003) entstanden.
Das "Sozialwort" zum Download finden Sie HIER
Mit der Broschüre "Solidarische Gemeinde" aus dem Jahr 2013 will der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) den Pfarrgemeinden in Österreich Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und konkrete Handlungsanregungen liefern, wie die Gemeinden ihr soziales Profil schärfen können. Die Broschüre steht unter dem Leitwort "Solidarische Gemeinde" und ist das Ergebnis des Prozesses "sozialwort 10+".
Die Broschüre "Solidarische Gemeinde" zum Download finden Sie HIER
Die Dokumente der 11. ÖRK-Vollversammlung
Die 11. Vollversammlung des Weltkirchenrates verabschiedete vier öffentliche Erklärungen, vier Protokollpunkte, eine Botschaft und eine Erklärung, in denen sie Wege zur Bewältigung einiger der größten Herausforderungen der Welt vorschlug.