Koptisch-orthodoxe Kirche
Anfang der 1970er-Jahre kamen die ersten Kopten aus Ägypten nach Österreich. Viele waren gut ausgebildet und wollten sich hier ein besseres Leben aufbauen. 1976 kam der erste koptische Priester nach Österreich. Heute bilden die Kopten eine lebendige Gemeinschaft von rund 12.000 Mitgliedern. Seit 2003 ist die Koptisch-orthodoxe Kirche in Österreich staatlich anerkannt. Bischof Anba Gabriel wurde 2001 der erste Bischof der Diözese für Österreich und die deutschsprachige Schweiz. Die Hälfte der 12.000 Kopten lebt in Wien und Niederösterreich, etwa 3.000 in der Steiermark. Der Rest verteilt sich auf Linz, Klagenfurt und Tirol.
In Wien gibt es sechs Kirchen, in Niederösterreich das Mönchskloster St. Antonius in Obersiebenbrunn und das St. Anna-Nonnenkloster in Schönfeld. Graz hat zwei Kirchen, eine weitere gibt es in Bruck/Mur. Je eine Kirche gibt es in Linz und Wernstein am Inn, in Klagenfurt und Innsbruck.
Das Zentrum der Koptischen Kirche in Österreich ist das Antonius-Kloster im niederösterreichischen Obersiebenbrunn. Hier hat Bischof Gabriel auch seinen Amtssitz. Er kann für die Seelsorge auf rund 25 Geistliche zurückgreifen. Mönche und Mönchspriester leben zölibatär, viele Priester sind aber auch verheiratet.
Die Koptisch-orthodoxe Kirche in Österreich zeichnet sich vor allem durch eine intensive Jugendarbeit aus. Für die Kinder gibt es etwa "Sonntagsschulen" (zusätzlich zum regulären Religionsunterricht in den Schulen).
Die Tradition geht davon aus, dass die Gründung der Koptisch-orthodoxen Kirche direkt mit dem Evangelisten Markus verbunden ist, der in Ägypten missionierte. Die Koptische Kirche ist mit bis zu zehn Millionen Gläubigen in Ägypten die mit Abstand größte einheimische Kirche im arabischen Raum. Zu den Gläubigen in Ägypten kommen noch einmal geschätzte eineinhalb Millionen Kopten in aller Welt (Diaspora). Das Oberhaupt der Koptischen Kirche trägt den Titel Papst-Patriarch. Der Sitz des Patriarchen befindet sich in Kairo.
Die Bezeichnung "Kopten" leitet sich vom Wort "aigyptios" ab, mit dem in der Antike die in Ägypten ansässigen Griechen die Einheimischen bezeichneten. Die koptische Sprache, die auf das alte Ägypten zurückgeht, wird heute im Alltag längst nicht mehr gesprochen, aber nach wie vor in der Liturgie verwendet. Und auch im Bildungsbereich genießt sie nach wie vor große Bedeutung, vergleichbar dem Lateinischen in der Katholischen Kirche. In der Liturgie wird neben dem Koptischen freilich inzwischen (in Ägypten) auch Arabisch verwendet und in den Diasporaländern zum Teil auch schon die jeweilige Landessprache.
Von den meisten Bischöfen, Theologen und Gläubigen in Ägypten wurden die Beschlüsse des Konzils von Chalcedon (451) abgelehnt. Nur eine Minderheit – vorrangig griechisch-sprechende Gläubige - stimmten dem Konzil zu. Aus diesem Teil der Kirche wurde das byzantinisch-orthodoxe Patriarchat von Alexandrien. Die große Mehrheit – die Kopten – lehnten die Beschlüsse ab und bildeten fortan eine eigene Kirche.
Eine ganz wesentliche Säule der Koptischen Kirche ist das Mönchtum. In Ägypten nahm es im 3./4. Jahrhundert für die gesamte Christenheit ihren Anfang und für die Koptische Kirche hat es bis heute eine überragende Bedeutung. Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Klöster, gerade auch in Zeiten der Verfolgung, zu wichtigen geistlichen, sozialen und wirtschaftlichen Zentren. Und sie sind es bis heute geblieben.
Wesentliche Merkmale der koptischen Frömmigkeit sind eine intensive Marien- und Heiligenverehrung, wobei vor allem die Märtyrer für das Leben der Kirche eine herausragende Rolle spielen.
Kontaktadresse:
Bischof Gabriel
Quadenstraße 4
1220 Wien
Tel: 0650 9009017 Fax: 012836424
E-Mail: coptgabriel@hotmail.com
Web: www.kopten.at
Vertreter im Ökumenischen Rat der Kirchen:
Pater Dr. Lukas Daniel