Äthiopisch-orthodoxe Kirche ("Mitglied mit beratender Stimme")
Die Äthiopisch-orthodoxe Kirche ist mit rund 40 Millionen Gläubigen die mit Abstand größte orientalisch-orthodoxe Kirche. Die überwiegende Mehrheit der Gläubigen lebt in Äthiopien. Der Patriarch hat seinen Sitz in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Die eigentliche Bezeichnung lautet "Äthiopisch-orthodoxe Tewahedo Kirche". Tewahedo bedeutet Einheit und nimmt Bezug auf die christologische Lehre der "einen" göttliche und menschliche Natur Christi. Die Äthiopisch-orthodoxe Kirche hat die Beschlüsse des Konzils von Chalcedon (451) nicht mitgetragen. Sie zählt zur Gruppe der orientalisch-orthodoxen Kirchen.
Die erste äthiopisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Österreich wurde 1998 gegründet. Seit 2011 ist die Kirche Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich. Inzwischen gibt es zwei äthiopisch-orthodoxe Kirchengemeinden: in Schwechat und in Wien-Heiligenstadt, wo die äthiopischen Gläubigen jeweils bei den katholischen Ortspfarren zu Gast sind. In Summe gehören gut 500 Gläubige den beiden Gemeinden an. Die beiden Gemeinden in Wien gehören zur Diözese Deutschland, Österreich, Schweiz und Niederlande. Diese hat 25 Gemeinden in Deutschland, zehn in der Schweiz, vier in den Niederlanden und eben zwei in Österreich.
Schon im 4. Jahrhundert wurde das Christentum in Äthiopien zur Staatsreligion. Historisch nachweislich brachten zwei Sklaven aus Tyros das Christentum (über das Rote Meer) nach Äthiopien. Einer dieser beiden, Frumentius, wurde vom Patriarchen Athanasius von Alexandrien im 4. Jahrhundert zum ersten Bischof von Äthiopien geweiht. Seither unterstand die Kirche immer jurisdiktionell der Koptischen Kirche und das äthiopische Kirchenoberhaupt wurde vom koptischen Patriarchen von Alexandrien geweiht. Erst in den 1950er-Jahren wurde die Äthiopische Kirche unabhängig. Das Staatskirchentum bestand in Äthiopien bis zum Sturz von Kaisers Haile Selassie 1974.
In der äthiopischen Kirche finden sich viele alttestamentliche Bezüge und ein jüdisches Erbe, wie es sonst in keiner anderen christlichen Tradition zu finden ist. Dies gilt an erster Stelle für den Tabot (Altartafel; Nachbildungen der Holztafeln, auf den die zehn Gebote von Gott eingraviert wurden). Der Tabot und das ihn umhüllende Tuch gelten als Nachbildung der Bundeslade, die sich nach äthiopischer Lehre von Menelik, dem Sohn der Königin von Saba und des Königs Salomo, von Jerusalem nach Äthiopien gebracht worden war. Jede Kirche verfügt über mindestens einen Tabot, auf dem die Eucharistie gefeiert wird. Liturgiesprache ist das altäthiopische Ge’ez, das heute nur mehr im Gottesdienst verwendet wird. Die Äthiopische Kirche kennt rituelle Tänze, die verwendeten Instrumente (Trommeln, Rasseln, Harfen, …) machen die starke alttestamentliche Prägung der Kirche deutlich.
Kaum eine Kirche hält sich so streng an Fastenvorschriften wie die äthiopische, denn mehr als 200 Fastentage bestimmen das Kirchenjahr. Die stark ausgeprägte klösterliche Tradition der Kirche geht zurück auf syrische Mönche, die schon früh ins Land kamen. Neben den Mönchspriestern gibt es in der Kirche auch verheiratete Priester.
Kontaktdaten:
Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo Kirche
Wienerstrasse 18
2320 Schwechat
Tel: 0660/5162398
E-Mail: viennakidanemehret@gmail.com
Internet: www.viennakidanemehret.org
Kontakt und Vertreter im Ökumenischen Rat der Kirchen Österreichs:
Abba Zet Haimanot Gebremeskel DERESU
Priesterwohngemeinschaft der ARGE AAG,
Pulverturmgasse 11, 1190 Wien
Tel.: 0660/5162398
E-Mail: abbazethaimanot@gmail.com