Ökumene: Kirchen unterstützen Friedensbemühungen in Palästina
Seit 2010 unterstützt der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) aktiv Friedensbemühungen im Heiligen Land. Im Rahmen der Beteiligung am "Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel" (EAPPI) werden Freiwillige entsendet, die sich gemeinsam mit Friedensaktivisten aus aller Welt für ein Ende der Gewalt und ein friedliches und gerechtes Zusammenleben von Palästinensern und Israelis einsetzen. Zuletzt war die Wienerin Studentin Ana C. von Ende April bis Ende Juli in Jerusalem als Menschenrechtsbeobachterin vor Ort.
Drei Mal pro Woche machte die Wienerin gemeinsam mit weiteren EAPPI-Mitarbeiterinnen an Checkpoints Dienst und beobachtete die Situation vor Ort. An den vom israelischen Militär bewachten Kontrollstellen mussten die palästinensischen Zivilisten oft lange warten, bis sie diese passieren können. Als EAPPI-Beobachterin habe man zwar rechtlich keinerlei Befugnisse, bei Menschenrechtsverletzungen einzuschreiten, aber allein die Präsenz der EAPPI-Beobachter reiche schon, um einen möglichst respektvollen Umgang des Israelischen Militärs mit den Zivilisten zu gewährleisten, so die Studentin.
Das System bei den Checkpoints sei zwar nach wie vor angespannt, habe sich grundsätzlich aber gegenüber früher verbessert. Die Palästinenser könnten meist schneller und geordneter die Checkpoints passieren. Freilich gebe es auch negative Ausnahmen. Schlimm sei die Situation nach wie vor jeden Freitag, wenn viele zum Freitagsgebet auf den Tempelberg drängten, sowie generell im muslimischen Fastenmonat Ramadan. Einmal habe sie auch "ein wirklich schlimmes Chaos" erleben müssen, so die Wienerin - als die israelischen Soldaten mit Gummigeschoßen und Tränengas auf die wartende Menschenmenge schossen.
Die Studentin aus Wien war u.a. weiters täglich auf Rundgängen in der Altstadt von Jerusalem unterwegs - "einfach, um Präsenz zu zeigen und so zur Deeskalation beizutragen". Sie musste auch Zerstörungen von Häusern von Palästinensern dokumentieren und verfolgte die Gerichtsverhandlung gegen einen 12-jährigen palästinensischen Buben, dem ein Mordversuch an Israelis vorgeworfen wird, was dessen Anwalt freilich bestritt.
In besonderer Weise haben sich die EAPPI-Beobachter auch um die Beduinen nahe Jerusalem angenommen. Diese drohten nun auch ihre letzten Zelt- und Weideplätze nahe der Stadt zu verlieren, weil laut der Wiener EAPPI-Mitarbeiterin angeblich weitere israelische Siedlungen auf diesem Gebiet geplant sind.
Bevölkerung hofft weiter
Trotz aller Gewalt und Perspektivenlosigkeit habe sie bei der palästinensischen Bevölkerung immer noch Hoffnung und Stärke erlebt, so die Wiener Studentin: "Viele haben immer noch nicht resigniert und hoffen auf eine bessere Zukunft." Das gelte auch für viele Aktivisten auf israelischer Seite, die sich für mehr Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern einsetzen.
In vielen persönlichen Gesprächen mit Palästinensern habe sie außerdem eine unglaubliche Dankbarkeit für ihre Tätigkeit erfahren. "Sie sind einfach froh, dass jemand kommt, sie besucht, mit ihnen spricht und ihnen das Gefühl gibt, dass sie nicht vergessen sind." Die Tätigkeit der EAPPI-Beobachter könne den Konflikt im Heiligen Land nicht lösen, "aber wir können zumindest ein bisschen Hoffnung geben". Und deshalb müsse das Programm auch weitergehen, "weil es sonst niemand macht".
Friedensprojekt seit 2002
Das "Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel" (EAPPI) ist eine Organisation des Weltkirchenrates mit Sitz in Genf. Es setzt sich vor Ort für ein friedliches Zusammenleben zwischen Palästinensern und Israelis ein. Seit seiner Gründung im Jahr 2002 haben sich bereits mehr als 1.700 Freiwillige aus aller Welt an verschiedenen Orten in Israel und Palästina für den Frieden eingesetzt. Die österreichische Koordination für EAPPI wird von der Diakonie Auslandshilfe, dem Internationalen Versöhnungsbund und der katholischen Friedensbewegung Pax Christi im Auftrag des ÖRKÖ gemeinsam getragen. Die Einsätze der "Ökumenischen Begleiter" erfolgen ehrenamtlich und werden durch Spenden finanziert.
Die freiwilligen Begleiter stünden weder auf der Seite der Palästinenser noch auf jener der Israelis, betonte der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, der im ÖRKÖ für das Begleitprogramm zuständig ist. Es gehe nicht um Politik. "Wir stehen auf der Seite jener, die sich für einen gerechten Frieden einsetzen und wir sind gegen jene, die das nicht wollen", so Hennefeld. Diese Trennlinie verlaufe quer durch die israelische und palästinensische Bevölkerung. Er sehe EAPPI als Möglichkeit, wie engagierte Zivilisten erfolgreich zur Deeskalation eines Konflikts beitragen könnten. Zentral sei der Schutz der Zivilbevölkerung, so der Landessuperintendent, der das Engagement der Kirchen in Östereich auf jeden Fall fortsetzen will. Auch derzeit ist wieder eine freiwillige EAPPI-Beobachterin aus Österreich im Westjordanland im Einsatz.