Ökumenischer Rat setzt Friedensbemühungen im Heiligen Land fort
Der Alltag der Bewohner Hebrons im Westjordanland ist die Hölle. Provokationen, Tränengas und Gummigeschosse gehörten zum Alltag in der geschichtsträchtigen Stadt. Das berichtet die Tirolerin Stefanie Gartlacher im Kathpress-Gespräch nach ihrer Rückkehr aus dem Westjordanland. Im Rahmen des Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel (EAPPI) war Gartlacher von April bis August in Hebron stationiert. Die Stadt erlangte im neu entfachten Konflikt traurige Berühmtheit, als die Leichen dreier israelischer Religionsstudenten Ende Juni nahe der Stadtgrenze gefunden wurden. Ihre Entführer waren mutmaßliche Hamas-Mitglieder aus Hebron.
Seit dem Neuaufflammen des Konflikts sei ein normales Leben im Westjordanland nicht mehr möglich, so Gartlacher. In der geteilten Stadt Hebron leben 80 Prozent Palästinenser und rund 20 Prozent israelische Siedler. Insgesamt sei die Bewegungsfreiheit der Palästinenser stark eingeschränkt. So müssten Schüler auf ihrem Weg in die Schule oftmals mehrere Checkpoints überqueren. Gegenseitige Provokationen und kleinere Konflikte seien an der Tagesordnung; oftmals habe sich die Stimmung soweit aufgeheizt, dass das Militär anrückt. Nach dem Bekanntwerden der Entführung hatte das israelische Militär zahlreiche Razzien und Untersuchungen in Hebron durchgeführt und über 400 palästinensische Verdächtige festgenommen. Dies führte zu zahlreichen Demonstrationen, bei denen mindestens vier Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen wurden.
Situation in „Abrahamstadt“ Hebron seit jeher schwierig
Die Situation in der Stadt sei auf Grund ihrer Geschichte schon immer schwierig gewesen, die Entführung der Studentenhabe die Stimmung in den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen aber weiter vergiftet, so Gartlacher. Hebron ist eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Städte der Welt. Da das Grab Abrahams in Hebron liegt, war die Stadt in seiner langen Geschichte immer wieder Schauplatz religiös motivierter Konflikte. Abraham nimmt sowohl im Juden- und Christentum als auch im Islam eine zentrale Position ein und gilt in allen drei abrahamitischen Religionen als Stammesvater.
Das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel (EAPPI) ist eine Organisation des Weltkirchenrates mit Sitz in Genf. Es setzt sich vor Ort für ein friedliches Zusammenleben zwischen Palästinensern und Israelis ein. Seit seiner Gründung im Jahr 2002 haben sich bereits über 1400 Mitarbeiter von EAPPI an verschiedenen Orten in Israel für den Frieden eingesetzt. Zu den Aufgaben der Helfer zählen Einsätze an den Checkpoints, Rundgänge in betroffenen Dörfern sowie Notfalleinsätze, beispielsweise nach Überfällen und Schusswechseln.
Stefanie Gartlacher hat die Hoffnung auf eine friedlichere Zukunft im Westjordanland noch nicht aufgegeben, auch wenn es zurzeit schwer falle, daran zu glauben. Von der Politik könne man leider keinerlei echte Bemühungen erwarten, aber unter der Bevölkerung sei die Hoffnung auf Frieden spürbar. Wenn sich die Menschen aktiv für den Frieden einsetzen würden, dann müsste auch die Politik endlich handeln, so Gartlachers Logik, die aber auch hinzufügte, dass es bis dahin noch ein langer Weg sei.
Stefanies Gartlachers Erfahrungen können Sie auch in ihrem Blog unter www.philnemo.com/hebrons-children nachlesen. Weitere Informationen über EAPPI unter www.eappi.org.