Solidarität mit den Menschen in Berg-Karabach (14.09.2023)
Die Erklärung des Vorstands des Ökumenischen Rates im Wortlaut:
Der Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) schließt sich den vielen Stimmen im In- und Ausland an, die ein sofortiges Ende der Isolation von Berg-Karabach (Artsach) durch Aserbaidschan fordern. Die Blockade des Latschin-Korridors, der einzigen Verbindung von Armenien nach Berg-Karabach, muss sofort aufgehoben werden, damit in einem ersten Schritt Hilfslieferungen die Menschen in Berg-Karabach erreichen können. Zudem muss es uneingeschränkte Reisemöglichkeiten für die Menschen in beide Richtungen geben.
In Berg-Karabach sind 120.000 Menschen eingeschlossenen, darunter 9.000 Menschen mit Behinderungen, 20.000 ältere Menschen und 30.000 Kinder, die alle besonders vom Hunger und seinen Folgen bedroht sind. Wir erklären uns mit den leidenden Menschen in Berg-Karabach solidarisch. Wir verstehen die Sorge der Armenier um diese Menschen auf dem Hintergrund des Völkermords an den Armeniern ab 1915 in den letzten Jahren des Osmanischen Reiches.
Die Internationale Staatengemeinschaft muss ihre Verantwortung wahrnehmen und die humanitäre Katastrophe in Berg-Karabach stoppen. Wir richten unseren Appell auch in besonderer Weise an die österreichische Bundesregierung, sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dafür einzusetzen. Aserbaidschan ist reich an Rohstoffen, erst vor gut einem Jahr wurde von der EU und Aserbaidschan ein Abkommen über die Verdoppelung von Gaslieferungen unterzeichnet. Das ist keine Rechtfertigung dafür, in Berg-Karabach 120.000 Menschen ihrem Schicksal zu überlassen.
Der Vorstand des ÖRKÖ mahnt zudem die Respektierung der Heiligen Stätten und des kulturellen Erbes von Berg-Karabach ein. Berg-Karabach ist eine Region mit einer langen und reichen christlichen Tradition und Kultur. Diese gilt es von allen Seiten zu respektieren und zu erhalten.
Mit großer Sorge warnt der Vorstand des ÖRKÖ auch vor einer Eskalation der Kampfhandlungen. Wir verurteilen die Angriffe Aserbaidschans auf armenisches Staatsgebiet. Der Konflikt um Berg-Karabach bzw. zwischen Armenien und Aserbaidschan muss im Dialog gelöst werden. Militärische "Lösungen" werden über kurz oder lang nur weitere Kämpfe, Gewalt, Tod und Elend mit sich bringen. Ein Blick in die Geschichte der Region belegt dies eindeutig.
Die Kirchen in Österreich drängen auf eine politische Lösung des Konflikts und beten zugleich um einen Weg, der zur Versöhnung führt. Sie beten darum, dass in Zukunft Armenier und Aserbaidschaner in Frieden nebeneinander und miteinander leben können.