Gedenken an Hiroshima und Nagasaki darf nicht zur Folklore verkommen (3.8.2022)
Die Erklärung des Ökumenischen Rates im Wortlaut:
Jedes Jahr gedenken zahllose Menschen auf der ganzen Welt der apokalyptischen Abwürfe der beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, die unvorstellbar verheerende Auswirkungen und menschliches Leid mit sich gebracht haben. Das Grauen hat sich unauslöschlich in das kollektive Gedächtnis der Menschheit eingebrannt, wird von vielen Seiten bekundet. Doch ist dem 77 Jahre nach den Ereignissen wirklich noch so? Das Gedenken an Hiroshima und Nagasaki darf nicht zur Folklore verkommen. Der Angriff Russlands auf die Ukraine mit seinen dramatischen Folgen zeigt: Die Gefahr eines Atomkrieges ist real. Und sie betrifft uns alle, ohne Ausnahme.
Kriege kennen letztlich nur Verlierer; umso mehr ein Atomkrieg. Eine nukleare Wolke macht nicht an Staats- oder Bündnisgrenzen halt, ebenso wenig wie der Klimawandel oder das Coronavirus. Die Menschheit hat nur gemeinsam eine Zukunft.
Welche "Größe" oder Potenz liegt in dem Vermögen, die Welt mehrere tausend Mal zerstören zu können? Als Christinnen und Christen sind wir dazu verpflichtet, uns mit aller Kraft gegen Atomwaffen einzusetzen. Und wir sind überzeugt: Dies gilt genauso auch für unsere Schwestern und Brüder in den anderen Religionen bzw. für alle Menschen guten Willens. Der öffentliche Druck auf die Atomwaffenstaaten - und zwar ausnahmslos auf alle - darf nicht nachlassen.
Stabilität und Frieden auf der Welt lassen sich nicht auf Basis einer Logik von Misstrauen, Angst und Abschreckung sichern. Eine Welt ohne Atomwaffen ist letztlich die einzige Chance bzw. Vorbedingung für eine Zukunft der Menschheit, in der es mehr Dialog und eine gerechtere Verteilung der Güter braucht.