"Niemals vergessen!" (26. Jänner 2022)
Die Botschaft des Ökumenischen Rates im Wortlaut:
Am 27. Jänner jährt sich die Befreiung des nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 77. Mal. Der Name Auschwitz ist das Symbol für den aus einem absurden Rassenwahn abgeleiteten Massenmord an den Juden Europas. Millionen jüdischer Menschen fielen diesem Genozid zum Opfer.
Der 27. Jänner ist ein Tag des Gedenkens an die Opfer, zugleich auch ein Tag des Nachdenkens über die Vergangenheit, um Orientierung für Gegenwart und Zukunft zu gewinnen. Am Tag des Gedenkens an die Befreiung von Auschwitz darf es nur ein Motto geben: „Niemals vergessen“. - Das Erinnern darf nicht aufhören, denn ohne Erinnerung gibt es weder eine Überwindung des Bösen noch Lehren für die Zukunft.
Vor wenigen Tagen hat sich auch zum 80. Mal die Wannsee-Konferenz gejährt, bei der beschlossen wurde, alle Jüdinnen und Juden Europas zu ermorden. Das erschreckende dabei: Die führenden Köpfe, die sich in Wannsee trafen, waren teilweise Akademiker, gebildete und kultivierte Männer um die 40. Was sie verbunden hat, war die Überzeugung, dass es eine germanische Rasse gebe, die allen anderen überlegen wäre. Das absolute Feindbild war der Jude und das Judentum, das ausgelöscht werden müsste.
Solche Ideen von Blut und Rasse und dem Juden, der die Welt bedroht und die Weltherrschaft anstrebt, sind leider keine Relikte einer längst vergangenen und überwundenen Zeit, sondern geistern auch heute durch die Sozialen Medien und werden von gewissen Gruppen der Coronaleugner und Neonazis verbreitet.
Diesem Missbrauch Sozialer Medien und den menschenfeindlichen und menschenverachtenden Ideologien gilt es mit aller Kraft entgegenzutreten. Es geht immer wieder von Neuem darum, den Menschen von heute und den kommenden Generationen die zentrale Bedeutung von Begriffen wie Menschenwürde, Menschenrechte, Demokratie oder Rechtsstaat bewusst zu machen. Jeder Mensch hat dieselbe Würde und das Recht auf ein menschenwürdiges Leben. Diesem Anspruch und dieser Aufgabe fühlt sich der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich voll und ganz verpflichtet.