Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich betont die Bedeutung des Religionsunterrichts (10. September 2021)
Mit dem Schuljahr 2021/22 beginnt in Österreich die Einführung des Ethikunterrichts als Pflichtfach. Der Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich begrüßt, dass nun auch alle Kinder und Jugendlichen, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, sich in der Schule auf strukturierte Weise mit ethischen Fragen auseinandersetzen.
Rund 665.000 Kinder und Jugendliche besuchen in Österreich den Religionsunterricht der verschiedenen Kirchen. Christlicher Religionsunterricht wird von der Katholischen Kirche, den Evangelischen Kirchen, der Evangelisch-methodistischen Kirche und den Orthodoxen Kirchen angeboten; weiters von der Koptisch-orthodoxen, Armenisch-apostolischen und Syrisch-orthodoxen Kirche, der Altkatholischen Kirche, den Freikirchen und der Neuapostolischen Kirche.
Der Religionsunterricht genießt bei allen Schulpartnern hohes Ansehen. Unser Dank und unsere Anerkennung gebührt dabei vor allem den tausenden Religionslehrerinnen und Religionslehrern, die ihre Schülerinnen und Schüler mit Engagement auf ihrem Weg ins Leben begleiten.
Ethik und Religion sind keine Gegensätze. Ethische Aspekte sind ganz grundlegend Teil von Religion, geht es doch etwa um Fragen des sozialen Zusammenlebens, um Friede, Gerechtigkeit, Schöpfungsverantwortung oder Menschenrechte. Und deshalb war und ist Ethik auch schon immer ein ganz wesentlicher Bestandteil des Religionsunterrichts. Die Religionslehrerinnen und -lehrer agieren dabei in transparenter Weise auf dem Hintergrund ihres persönlichen Glaubens und der Kirche(n), in deren Namen sie den Unterricht abhalten.
Aus Sicht des ÖRKÖ-Vorstands spricht auch nichts gegen die Qualifizierung von Religionslehrkräften zu Ethiklehrern. Im Ethikunterricht vertreten diese nicht ihre Kirche(n), sondern agieren ausschließlich auf Basis des Lehrplanes. Eine von mancher Seite beschworene absolute Werteneutralität im Unterricht gibt es freilich nicht.
Durch die Einführung des neuen Unterrichtsfachs Ethik ergeben sich für die Schulen sicher einige Herausforderungen, vor allem administrativer und organisatorischer Art. Gleiches gilt auch für die praktische Umsetzung des Religionsunterrichts. Umso wichtiger ist es, dass es an den einzelnen Schulstandorten eine gute Kooperation zwischen den Fächern Ethik und Religion gibt. Wir hoffen sehr auf faire Bedingungen für beide Unterrichtsfächer und begrüßen jegliche enge Kooperation zwischen den beiden Gegenständen.
Vor allem für die kleineren Kirchen ist die Organisation des Unterrichts mitunter eine große Herausforderung, die mit viel Engagement bewältigt wird. Dafür gebührt allen Verantwortlichen unser Respekt und unser Dank.