Evangelische Kirchen: Reformationsempfang im Zeichen von "Zuversicht"
Unter dem Generalthema "Zuversicht" stand der diesjährige Reformationsempfang der Evangelischen Kirchen in Österreich. Der Reformationsempfang wird jedes Jahr gemeinsam von der Lutherischen, Reformierten und Methodistischen Kirche in Österreich gestaltet. Der lutherische Bischof Michael Chalupka verwies in seiner Rede beim Festakt am Dienstag im Wiener Odeon Theater auf die Klimakrise, die Pandemie oder die jüngsten innenpolitischen Schlagzeilen, die das Vertrauen in die Politik beschädigt hätten: "Es ist kein Trost zu sehen, dass die Art der Respektlosigkeit, die uns in der Karfreitagsfrage entgegengebracht wurde, nicht auf uns alleine beschränkt worden ist", so Chalupka laut Evangelischem Pressedienst.
Auch brauche es Zuversicht angesichts tagtäglicher Katastrophen. Der Bischof erinnerte an den Tod zweier von Schleppern nach Österreich gebrachter Flüchtlinge, der wenige Stunden vor dem Reformationsempfang bekannt geworden war. "Doch Zuversicht haben wir nicht nur nötig, sie ist uns auch geschenkt!", hielt Chalupka weiters fest.
Die Kirche lebe nie aus sich selbst heraus, nicht durch ihre Mitglieder oder Amtsträger, sondern "weil Jesus auferstanden ist". Die Verantwortung, die daraus für Menschen und Natur entstehe, wolle die Evangelische Kirche 2022 im "Jahr der Schöpfung" sowie mit dem Entwicklungsprozess "Aus dem Evangelium leben" ganz besonders übernehmen: "Auch wenn wir als evangelische Kirchen klein sind an Mitgliedern und Finanzen, tragen wir doch unseren Teil bei zum Zusammenleben in der Gesellschaft."
"Jahr der Schöpfung 2022"
Im Vorfeld des evangelischen "Jahres der Schöpfung" hob Werner Schwarz, Umweltbeauftragter der Evangelischen Kirche in Salzburg und Tirol, mit eigenen "Zuversichtsbildern" aus der Natur die Bedeutung kirchlicher Umweltarbeit hervor. Er rief dazu auf, alles dafür zu tun, dass "wir die Freuden der Natur weiterhin auskosten dürfen."
"Zuversichtskirchen" präsentierten Michael Guttner, Pfarrer im kärntnerischen Feld am See, und die niederösterreichische Jugendpfarrerin Anne-Sofie Neumann. Dabei spannten sie den Bogen von der traditionellen Toleranzkirche des 18. Jahrhunderts zur digitalen Kirchen-Community des 21. Jahrhunderts.
150 Jahre Methodisten in Österreich
Ein weiterer Schwerpunkt des Empfangs war dem 150-Jahr-Jubiläum der Evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich gewidmet. Superintendent Stefan Schröckenfuchs und sein albanischer Amtskollege Wilfried Nausner erzählten von der Arbeit ihrer Kirchen. Die spezifisch methodistische Zuversicht im Glauben hob Nausner hervor: "Das Leben im Glauben ist immer die tätige und zuversichtliche Antwort auf die Ansprache Gottes, oft auf den Boden gebracht durch einen normalen, fehlbaren Menschen. Voraussetzung dafür, dass dieser Ruf eine Antwort findet, ist zu verstehen: Mein Leben ist immer die Gabe eines menschenfreundlichen Gottes."
Superintendent Schröckenfuchs ergänzte: "Der Mensch ist einer, der immer wächst, und in dem etwas Gutes angelegt ist. Ängste, Egoismen, Verletzungen halten uns davon ab. Aber die Gemeinden sind Orte, in denen Menschen hören, dass ein großes Ja über sie ausgesprochen ist."
Soziales und Schule
Der mit 10.000 Euro dotierte Diakoniepreis für innovative Sozialprojekte in Diakonie und Kirche ging heuer an das Freizeit- und Bildungsprojekt "Aufmachen" des Salzburger Jugendvereins "teilweise" und den "Tauschraum" für Soziales und Nachhaltigkeit der evangelischen Pfarrgemeinde Wels.
Der Preis für die beste vorwissenschaftliche Arbeit aus dem Fach evangelische Religion ging heuer an Sören Weigold (BG/BRG Lichtenfels Graz) und Sophie Weinhandl (BG Rein). Weigold habe mit seiner Arbeit "Martin Luther und die Bauernkriege" selbst akademische Seminararbeiten "in den Schatten gestellt", so Oberkirchenrat Karl Schiefermair in seiner Würdigung. Weinhandl habe in ihrer Arbeit über "Trauerphasen bei Jugendlichen nach dem Todesfall einer nahestehenden Bezugsperson" eine "hohe Sensibilität und fachliche Methodik" an den Tag gelegt, unterstrich der Oberkirchenrat weiter. Gemeinsam mit dem Künstler Olaf Osten präsentierte er zudem eine Serie von Kampagnen-Sujets, die für den Beruf des Religionslehrers und der Religionslehrerin werben sollen.
Die hier ausgestrahlte Zuversicht "möge uns zuversichtlich machen, dass wir ein Stück weit die Gesellschaft verändern können", meinte der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld in seinen Schlussworten. Zuversicht mache das "Herz leicht und uns fröhlich, damit wir die Hoffnung weitergeben können".
Musikalisch gestalteten den Festakt Moritz Pedarnig (Drums), Georg Gruber (Keys) und Stephan Först (Bass) von der Johann Sebastian Bach Musikschule. Ruth Oberhuber von der Theatergruppe "Malaria" des Diakoniewerks Gallneukirchen las zuversichtliche Texte von Autorinnen und Autoren aus dem Diakoniewerk. Dazu musizierte sie gemeinsam mit Brigitte Oberhuber auf der Harfe. Die Grazer Band Kinsky mit dem steirischen Diözesanjugendreferenten Dominik Knes präsentierte ein Musikvideo zu ihrem Lied "Zuversicht".
Der Reformationsempfang findet alljährlich im Vorfeld des Reformationstages (31. Oktober) statt. An diesem Tag soll im Jahr 1517 der Mönch Martin Luther seine 95 Thesen öffentlich angeschlagen haben. Damit leitete er die Reformation ein.