Ökumene: Frieden und Versöhnung ist Auftrag aller Christen
Im Zeichen von Frieden und Versöhnung stand ein ökumenischer Gottesdienst am Mittwoch in Linz, an dem Vertreter von acht christlichen Kirchen in Oberösterreich teilgenommen haben. Der Gottesdienst fand im Rahmen der weltweiten "Gebetswoche für die Einheit der Christen" (18.-25. Jänner) in der serbisch-orthodoxen Kirche in Linz statt. Bischof Manfred Scheuer hob in seinen einleitenden Worten zum Ende der Gebetswoche hervor, dass in vielen Teilen der Welt dieser Tage über alle Konfessionsgrenzen hinweg für die Überwindung von Spaltung und Ausgrenzung unter Christinnen und Christen gebetet wurde. "In Christus ist Einheit, Frieden und Versöhnung. Einheit und Frieden zu stiften, ist also auch ein wesentlicher Auftrag an uns, die wir an ihn glauben", betonte er.
Nemanja Micic, Diakon der gastgebenden Serbisch-orthodoxen Kirche, erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass die Kirche im Linzer Hafen ursprünglich die Pfarrkirche der katholischen Pfarre St. Severin war und 1991 an die serbisch-orthodoxe Gemeinde übergeben wurde. Bischof Andrej Cilerdzic eröffnete die ökumenische Feier.
Die Taufe und das Bekenntnis zum dreieinen Gott verbindet Christinnen und Christen, wie Ökumene-Referentin Gudrun Becker zum gemeinsamen Taufgedächtnis mit Psalm 42 unterstrich: "Durch das Wasser der Taufe sind wir Glieder des einen Leibes Christi geworden und sind hineingenommen in das Heilgeheimnis von Tod und Auferstehung." Das Wasser erinnert an die Taufe und an den gemeinsamen Glauben, "es erinnert uns auch an die Sehnsucht nach Gott und an die Hoffnung auf Gerechtigkeit und Hilfe". Der Psalm, der die Sehnsucht nach Gott thematisiert, wurde aufgeteilt auf mehrere Teile von Pfarramtskandidatin Imke Marie Friedrichsdorf, Pastor Martin Obermeir-Siegrist und Kurator Johann Lamb gebetet.
In seiner Predigt nahm Dompfarrer Maximilian Strasser auf die Lesung aus dem neutestamentlichen Epheser-Brief Bezug. Darin sei von der "trennenden Wand der Feindschaft" in der Kirche von Ephesus die Rede - möglicherweise hätten sich Christen, die zuvor Juden gewesen waren, schwergetan mit Christen, die aus dem sogenannten Heidentum gekommen waren. "Trennende Wände der Feindschaft" bestehen auch ohne Mauern zwischen Gruppen, die unterschiedliche Interessen vertreten. Es gab und gibt sie "zwischen den verschiedenen christlichen Kirchen - gegenseitige Bannsprüche, Verfolgung, Vertreibung von Christen, die der 'anderen Konfession' angehörten". Er frage sich daher manchmal, ob diese "trennenden Wände" nicht in den Köpfen oder Herzen geblieben seien, so der Dompfarrer.
Den vom Forum der christlichen Kirchen in Oberösterreich getragenen Gottesdiensten feierten von der gastgebenden Serbisch-orthodoxen Kirche Diakon Nemanja Micic und Bischof Andrej Cilerdzic mit, von der Altkatholischen Kirche Pfarrer Samuel Ebner und Vikarin Elisabeth Steinegger, von der Baptistengemeinde Pastor Alexander Strecker, von der Evangelischen Kirche A. B. Superintendent Gerold Lehner und Pfarramtskandidatin Imke Marie Friedrichsdorf (Pfarrgemeinde Linz - Innere Stadt), von der Evangelischen Kirche H. B. Kurator Johann Lamb, von der Evangelisch-methodistischen Kirche Pastor Martin Obermeir-Siegrist, von der Rumänisch-orthodoxen Kirche Pfarrer Sorin Bugner und Pfarrer Stefan Lungeanu sowie von der Römisch-katholischen Kirche Ökumene-Referentin Gudrun Becker, Dompfarrer Maximilian Strasser und Bischof Manfred Scheuer. Eine Schola von serbisch-orthodoxen Priestern und Diakonen trug orthodoxe Gesänge vor.
Projekt hilft Menschen in Bulgarien
Heuer wird u. a. für das sozialdiakonische Engagement der orthodoxen Kirche für alte und behinderte Menschen in Bulgarien gesammelt. Ihnen widmet sich die Stiftung Diakonie und Mission (Fondaciya Dyakoniya i Misiya). Vor allem in kleineren Städten und Dörfern fehlt es bis heute an sozialen und kulturellen Angeboten sowie medizinischer Versorgung, die ein würdevolles Leben trotz geringer Einkommen ermöglichen. Jede dritte Person über 65 Jahre ist von Armut gefährdet, viele alte Menschen leben ohne familiäre Unterstützung.
Die kleine, auf nachhaltige diakonische Arbeit ausgerichtete Stiftung ist Teil der theologischen Fakultät in Veliko Tarnovo und verbindet Theorie mit Praxis. Ehrenamtliche Helfende aus orthodoxen Gemeinden und Studierende werden in die Aktivitäten und in Fortbildungen eingebunden. Die Freiwilligen besuchen regelmäßig bedürftige Menschen und kümmern sich um sie. Alte und behinderte Menschen nehmen zudem an gemeinsamen Ausflügen, öffentlichen Veranstaltungen und Feiern teil und werden auf diese Weise in die Gemeinschaft integriert. (Spendenkonto Österreich: Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich, IBAN: AT87 3200 0000 0747 9157, Raiffeisenlandesbank NÖ/Wien, Stichwort: "Gebetswoche, Projekt 1")