"Weltgebetstag der Frauen" heuer mit Schwerpunktland Palästina
Der "Weltgebetstag der Frauen" (WGT) findet heuer am 1. März statt. Er ist die älteste und größte ökumenische Basisbewegung von Frauen weltweit und wird jeden ersten Freitag im März in über 170 Ländern der Erde und aktuell in mehreren hundert Pfarrgemeinden in Österreich gefeiert. Der Weltgebetstag nimmt heuer die Lebensrealität von Frauen in Palästina in den Blick. Die Liturgie wurde von christlichen Frauen aus Palästina erarbeitet. Unter dem Motto "...durch den Band des Friedens" werden im Rahmen des Gottesdienstes drei Geschichten von Palästinenserinnen aus drei Generationen erzählt, die von Hoffnung, Vertreibung und Glaube berichten.
"Wenn wir heute die Anliegen der Frauen in Palästina im Mittelpunkt stehen, vergessen wir selbstverständlich nicht auf unsere jüdischen Geschwister, hier in Österreich und Israel, fühlen uns auch mit ihnen verbunden", heißt es dazu ergänzend vonseiten des österreichischen WGT-Komitees. Dieses reagiert damit auf Kritik am Liturgie-Behelf und an vermeintlich antisemitischen Motiven der Gebetsvorlage.
Zwar sei die Liturgie getragen von dem Wusch nach Frieden und Versöhnung, "jedoch wird darin auch Kritik an Israel laut - was zu Kontroversen führte", hieß es dazu in einer WGT-Stellungnahme, die in der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" veröffentlicht wurde. Das Titelbild des Liturgiehefts werde daher nicht verwendet, da es missverstanden werden könnte, "denn es enthält Elemente, die in einer Art und Weise interpretiert werden können, wie wir sie nicht verstanden wissen wollen" so die Erklärung. Das Heft erhalte einen Umschlag mit einem schwarzen Feld, wodurch auf die Problematik nochmals verwiesen werde.
"Wir wissen sehr wohl, dass die politische Situation im Nahen Osten sehr komplex, verworren und für uns als Außenstehende schwer zu beurteilen ist", heißt es weiter vonseiten des österreichischen WGT-Komitees. Ziel der Liturgie sei es, zu hören, "ohne zu urteilen".
Weltgebetstag in der Kritik
Mit dem Angriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der Gewalt-Eskalation ist auch der Weltgebetstag in den öffentlichen Fokus gerückt, wobei die Entscheidung, dass die liturgischen Texte 2024 von palästinensischen Frauen erarbeitet werden, schon 2017 fiel. Die Texte liegen auch bereits seit Längerem vor. Sie werden von verschiedenen Seiten kritisiert, weil sie vermeintlich antisemitisches Gedankengut beinhalten.
"Wir sind erschüttert vom Ausmaß der Gewalt, die den Nahen Osten erfasst hat. Wieder einmal hat vor allem die Zivilbevölkerung die Auswirkungen von Terror, Geiselnahme und Krieg zu tragen", hielten die österreichischen WGT-Verantwortlichen schon in einer Stellungnahme im Dezember wörtlich. Auf seiner Website (www.weltgebetstag.at) plädierte das Komitee für eine differenzierte Sicht auf den Nahostkonflikt und erläuterte die Anliegen der palästinensischen Frauen, die den Liturgie-Behelf erarbeitet haben.
Das Schwerpunktland wurde 2017 auf der Internationalen WGT-Konferenz ausgewählt, wo auch die Auswahl der Bibelstelle für den Gebetstext erfolgte. 2022 wurden die Texte von einer Fachgruppe aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Theologinnen aus drei christlichen Kirchen übersetzt. Zum Zeitpunkt des Massakers durch die Hamas am 7. Oktober und dem folgenden Militäreinsatz der israelischen Armee in Gaza seien die Unterlagen demnach bereits fertig gewesen, hieß es vonseiten der WGT-Verantwortlichen im Dezember. Daher finde die aktuelle Situation im Text der Liturgie keine Erwähnung.
In der Erklärung heißt es wörtlich: "Erneut sind es Frauen und Kinder, die das Ausmaß dieser Gewalt am deutlichsten spüren, die missbraucht und benutzt werden, um Terror und Schrecken zu verbreiten. Wir bitten um das Gebet für alle leidtragenden Menschen in dieser Krisenregion! Wir suchen nach Wegen, wie wir unserem Anliegen - gerechter Frieden für alle Menschen - in dieser Kriegssituation, in der Vorbereitung auf den Weltgebetstag 2024 und am ersten Freitag im März 2024 entsprechen können."
Der Weltgebetstag (WGT) verbindet Frauen aus verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften mit Christinnen unterschiedlicher Kulturen und Traditionen in aller Welt. Die Bewegung hat ihren Ursprung in den USA Ende des 19. Jahrhunderts. 1927 kam der WGT der Frauen nach Europa, in Österreich wurde er zum ersten Mal 1952 ökumenisch vorbereitet und gefeiert.