Bischofsappell an Regierung: Einsatz für armenische Kriegsgefangene
Der Wiener armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan hat über Kathpress einen eindringlichen Appell an die österreichische Bundesregierung gerichtet, sich für die Freilassung armenischer Kriegsgefangener aus aserbaidschanischer Haft einzusetzen. Im Interview mit Kathpress erklärte Petrosyan am Mittwoch, dass weiterhin zahlreiche armenische Soldaten, Zivilisten sowie ehemalige Vertreter der Regierung von Berg-Karabach (Artsach) in Aserbaidschan festgehalten würden und dort "Unrecht und Gewalt erfahren". Dies werde unter anderem von internationalen Menschenrechtsorganisationen, Hilfswerken und Angehörigen der Inhaftierten bestätigt.
Trotz zahlreicher internationaler Appelle und Verpflichtungen aus bestehenden Waffenstillstandsvereinbarungen bleibe das Schicksal dieser Menschen ungewiss, kritisierte der Bischof. Die sofortige Freilassung aller Kriegsgefangenen sei "nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch ein Gebot des Völkerrechts, insbesondere der Genfer Konventionen", betonte Petrosyan.
Er wende sich daher insbesondere an Bundeskanzler Christian Stocker sowie an Außenministerin Beate Meinl-Reisinger mit der Bitte, sich mit Nachdruck für die Freilassung der Gefangenen einzusetzen - sei es auf bilateraler, europäischer oder globaler Ebene. Österreich habe sich stets für den Schutz der Menschenrechte engagiert; diese Tradition sollte die neue Bundesregierung mit Entschlossenheit fortsetzen, so Petrosyan.
Die Freilassung der Gefangenen sei ein wichtiger Schritt hin zu einer Beruhigung im Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan. Die internationale Staatengemeinschaft müsse der Region insgesamt mehr Aufmerksamkeit schenken, mahnte der Bischof.
Zugleich sprach Petrosyan allen Kirchen in Österreich seinen Dank aus, die sich kontinuierlich für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen und das Schicksal der Menschen in Armenien sowie der rund 100.000 aus Berg-Karabach geflüchteten Armenier nicht vergessen.
Abschließend wandte sich der Bischof nochmals direkt an die österreichische Regierung: "Ich bin überzeugt, dass Österreich einen bedeutenden Beitrag leisten kann, um eine friedliche Zukunft in der Region zu fördern und das Leid der Betroffenen und ihrer Familien zu lindern."
Gemeinsames Osterfest als ökumenische Chance
Bischof Petrosyan ist zugleich Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). In dieser Funktion rief er dazu auf, das diesjährige gemeinsame Osterfest aller Christinnen und Christen als Gelegenheit zu nutzen, den Zusammenhalt unter den Kirchen zu stärken - etwa durch Gebet füreinander oder gemeinsame ökumenische Gottesdienste. In ganz Österreich finden zur Osterzeit zahlreiche solche Feiern statt, in denen Gläubige unterschiedlicher Konfessionen gemeinsam das zentrale Fest des Christentums begehen. Petrosyan rief zur aktiven Teilnahme auf: Dies sei ein deutliches Zeichen wachsender Einheit unter den Kirchen.
Gerade angesichts der großen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen müssten die Kirchen noch enger zusammenarbeiten und gemeinsam Zeugnis für die Botschaft Jesu Christi geben, so der ÖRKÖ-Vorsitzende.
In Wien lädt der ÖRKÖ am Samstag, 26. April, gemeinsam mit der Diözesankommission für ökumenische Fragen der Erzdiözese Wien und der Stiftung Pro Oriente zu einer ökumenischen Ostervesper. Die Feier steht unter dem Motto "gemeinsam glauben - gemeinsam feiern". Die Feierlichkeiten beginnen zeitgleich an vier Orten in der Wiener Innenstadt, wo ab 15.30 Uhr ökumenische Begegnungen stattfinden: in der griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale (Fleischmarkt 13), in der reformierten Stadtkirche (Dorotheergasse 16), in der altkatholischen Pfarrkirche St. Salvator (Wipplingerstraße 6) und in der griechisch-katholischen Kirche St. Barbara (Postgasse 8). Die Teilnehmenden ziehen dann in einem Sternmarsch zum Stephansdom, wo um 16.30 Uhr eine ökumenische Ostervesper stattfindet. Der Ostervesper werden u.a. Bischof Petrosyan und der Wiener Apostolische Administrator Josef Grünwidl vorstehen.
2025 feiern alle Kirchen zum gleichen Datum (20. April) Ostern, was eher selten der Fall ist. Der unterschiedliche Ostertermin in Ost- und Westkirche geht auf verschiedene Berechnungsarten zurück. So bestimmen die Ostkirchen den Ostertermin nach dem Julianischen Kalender und nach einer anderen Methode als die Westkirchen, die die Gregorianische Kalenderreform des 16. Jahrhunderts vollzogen. Die Ostertermine können deshalb im Extremfall bis zu fünf Wochen auseinander fallen; oder auch zusammenfallen. Die letzten gemeinsamen Osterfeste waren 2014 und 2017, nach 2025 wird das nächste gemeinsame Osterfest 2028 sein.
Quelle: kathpress