ÖRKÖ-Vollversammlung tagte in Wien
Die dramatische Situation im Heiligen Land sowie der gemeinsame Ostertermin 2025 waren zwei inhaltliche Schwerpunkte der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). Die Delegierten der 17 Mitgliedskirchen tagten am Donnerstag unter dem Vorsitz des armenischen Bischofs Tiran Petrosyan in den Räumlichkeiten der syrisch-orthodoxen Mor Ephrem Kirche in Wien-Favoriten. Als Gast war zudem P. Solomon Babu, Priester der Wiener Gemeinde der Malankarisch-orthodoxen Syrischen Kirche, geladen. Die Kirche möchte dem ÖRKÖ beitreten.
Eröffnet wurde die Vollversammlung mit einem spirituellen Impuls von Pastor Walter Klimt von den Baptisten, der eindringlich zur kirchlichen Einheit in Vielfalt aufrief. "Wenn Jesus Christus im Zentrum steht, können wir viele Unterschiedlichkeiten aushalten und uns immer besser gegenseitig verstehen lernen", so Klimt. In der Ökumene müsse für alle Kirchen Platz sein.
Einsatz für Frieden
Mitte Februar besuchte eine Delegation des ÖRKÖ das Heilige Land. Die Reise diente der Unterstützung der Christinnen und Christen vor Ort sowie der Begegnung mit Organisationen und Personen, die sich für Frieden und Versöhnung einsetzen. Zur Delegation gehörten der armenisch-apostolische Bischof und ÖRKÖ-Vorsitzende Tiran Petrosyan, der römisch-katholische Linzer Bischof Manfred Scheuer, der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld sowie der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura.
Die Delegation traf u.a. mit hochrangigen Kirchenvertretern zusammen, besuchte christliche Schulen und weitere kirchliche Einrichtungen, traf mit vielen einheimischen Christinen und Christen, aber auch mit israelischen bzw. jüdischen zivilgesellschaftlichen und religiösen Initiativen und Persönlichkeiten zusammen, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung einsetzen. Auch mit diesen Kräften soll der Kontakt weiter gepflegt und ausgebaut werden, hieß es im Rahmen der Beratungen der Vollversammlung.
Der ÖRKÖ wird auch am "Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel" (EAPPI) festhalten. Seit 2010 unterstützt der ÖRKÖ damit aktiv Friedensbemühungen im Heiligen Land. Freiwillige aus Österreich werden entsendet, die sich gemeinsam mit Friedensaktivisten aus aller Welt für ein Ende der Gewalt und ein friedliches und gerechtes Zusammenleben von Palästinensern und Israelis einsetzen.
Ostern 2025
2025 fällt Ostern nach beiden Kalendern auf den gleichen Termin. Das wollen die Kirchen auch mit einigen gemeinsamen österlichen ökumenischen Gottesdiensten feiern, wie es in der ÖRKÖ-Vollversammlung hieß. In Wien lädt der ÖRKÖ am Samstag, 26. April, gemeinsam mit der Diözesankommission für ökumenische Fragen der Erzdiözese Wien und der Stiftung Pro Oriente zu einer gemeinsamen ökumenischen Osterfeier. Die Feier steht unter dem Motto "gemeinsam glauben - gemeinsam feiern".
Die Feier beginnt zeitgleich an vier Orten in der Wiener Innenstadt, wo ab 15.30 Uhr ökumenische Begegnungen stattfinden: in der griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale (Fleischmarkt 13), in der reformierten Stadtkirche (Dorotheergasse 16), in der altkatholischen Pfarrkirche St. Salvator (Wipplingerstr. 6) und in der griechisch-katholischen Kirche St. Barbara (Postgasse 8). Die Teilnehmenden ziehen dann in einem Sternmarsch zum Stephansdom, wo um 16.30 Uhr eine ökumenische Ostervesper stattfindet. Im Anschluss laden die Kirchen zu einer Agape.
Indische Christen in Wien
P. Solomon Babu berichtete den Delegierten über die Malankarisch-orthodoxe Syrische Kirche. Diese ist eine eigenständige orientalisch-orthodoxe Kirche mit ca. zwei Mio. Gläubigen. Sie verwendet als Selbstbezeichnung vor allem auch den Namen Indisch-Orthodoxe Kirche.
Die kleine St. Thomas-Gemeinde in Wien umfasst etwas mehr als 25 Familien, in Summe sind es vielleicht 100 Personen, so Babu. Ihre Gottesdienste feiern die Gläubigen jeden Sonntag und zu den Feiertagen in der katholischen Pfarrkirche Am Tabor im Zweiten Bezirk. Die Anfänge der Gemeinde in Österreich gehen auf die frühen 1980er Jahre zurück. Babu unterstrich den Wunsch seiner Gemeinde, sich noch stärker in der Ökumene zu engagieren.
Die Gemeinde in Wien gehört zur Diözese "Großbritannien, Europa und Afrika". Metropolitan-Bischof Abraham Mar Stephanose leitet die Diözese von London aus. Das Zentrum der Malankarisch-orthodoxen Syrischen Kirche befindet sich in Kottayam in Kerala (Indien), wo auch das Kirchenoberhaupt - seit 2021 Baselios Mar Thoma Mathews III. - seinen Amtssitz hat.
Die Malankarisch-orthodoxen Syrischen Kirche hat um Aufnahme in den ÖRKÖ als "Mitglied mit beratender Stimme" angesucht. Laut ÖRKÖ-Statut werden nun im kommenden Jahr die Beziehungen zwischen der ansuchenden Kirche und dem ÖRKÖ bzw. den einzelnen Mitgliedskirchen noch vertieft. Im kommenden Frühjahr könnte dann die Aufnahme erfolgen.
Derzeit 17 Mitgliedskirchen
Dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) gehören derzeit 17 Kirchen an: die Altkatholische Kirche, Anglikanische Kirche, Armenisch-apostolische Kirche, Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Evangelische Kirche A.B., Evangelische Kirche H.B., Evangelisch-methodistische Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Serbisch-Orthodoxe Kirche und Syrisch-Orthodoxe Kirche. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche, der Bund der Baptistengemeinden und die Neuapostolische Kirche sind "Mitglieder mit beratender Stimme". Weitere Institutionen bzw. Organisationen besitzen Beobachterstatus.
Die Neuapostolische Kirche hat bei der aktuellen Vollversammlung offiziell den Antrag auf Vollmitgliedschaft gestellt. Darüber wird die Vollversammlung gemäß Statut ebenfalls bei der nächsten Frühjahrsvollversammlung 2026 abstimmen.