Jerusalemer Patriarchalvikar: Einsatz für Friede alternativlos
Versöhnung zwischen den Völkern und Religionen im Heiligen Land ist möglich - und für die Christen gibt es auch keine Alternative dazu, als sich stets darum zu bemühen. Das hat P. Piotr Zelazko, Patriarchalvikar für die Hebräisch-sprachigen Katholiken im Lateinischen Patriarchat von Jerusalem, gegenüber Kathpress betont. Nachsatz: "Auch wenn es Zeit braucht." Der 7. Oktober 2023 habe alles im Land verändert. Auch der interreligiöse Dialog sei fast vollständig zum Erliegen gekommen. "Aber damit dürfen wir uns nicht abfinden." Alle guten Kräfte müssten daran arbeiten, die Menschen wieder zueinander zu führen. Zelazko wörtlich: "Wir beten unablässig für den Frieden und wir setzen uns dafür ein. Wir sind auch nicht blind für das Leid der anderen. Krieg ist immer eine Niederlage."
Die Hebräisch-sprachigen Katholiken in Israel, für die es das eigene Vikariat St. James gibt, sind eine wenig bekannte Gruppe. Die Gottesdienste werden in der Muttersprache Hebräisch gefeiert. "Wie sind eine Minderheit innerhalb einer Minderheit. Manche sagen auch, wir sind so wenige, dass wir nicht einmal eine Minderheit sind", scherzte Zelazko.
Die Christen in Israel sind nur eine kleine Minderheit von 1,8 Prozent. Ein Teil davon sind Katholiken, die zum Lateinischen Patriarchat von Jerusalem gehören. Innerhalb des Patriarchats wiederum sind 99 Prozent Arabisch-sprachige Katholiken, und dann gibt es eben noch das Vikariat St. James. Zelazko: "Wir sind zu 100 Prozent Israelis und zu 100 Prozent Katholiken." - Eine ungewöhnliche Mischung, räumte der Geistliche ein. Das Vikariat zählt in etwa 1.500 Gläubige in 7 Pfarren in ganz Israel.
Die Gläubigen hätten alle verschiedene Herkunftsgeschichten mit teilweise jüdischem Hintergrund. Fakt sei jedenfalls: "Wir fühlen uns als Katholiken zu Hause in Israel", so Zelazko. Er ist etwa auch für die Gefängnis- und Militärseelsorge zuständig: "Es gibt auch Christen in der israelischen Armee."
Die Geschichte des Vikariats beginnt Mitte der 1950er-Jahre, als eine Gruppe von Katholiken in Israel sich mit dem Wunsch an den Vatikan wandte, künftig auf Hebräisch zu beten bzw. Gottesdienste zu feiern. Das Anliegen wurde positiv beschieden; bereits einige Jahre vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, das den Weg für die Verwendung der Muttersprache in der Katholischen Kirche gänzlich öffnete.
Zelazko stammt aus Polen, wo er 2003 zum Priester geweiht wurde. Weiterführende Studien brachten ihn u.a. nach Jerusalem, wo er seit 2012 in der Seelsorge für die Hebräisch-sprachigen Katholiken tätig ist. 2021 wurde er von Patriarch Pierbattista Pizzaballa zum Patriarchalvikar ernennt.
Christlich-jüdische Freundschaften
Im Februar besuchte eine Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) das Vikariat in Jerusalem und wurde von Pfarrer Benedetto Di Bitonto empfangen. Dass die Muttersprache der Gläubigen Hebräisch ist, erleichtere den Kontakt zu den Jüdinnen und Juden, erläuterte Di Bitonto. Der Dialog zwischen Christen und Juden sei neben dem normalen katholischen Gemeindeleben ein Schwerpunkt der Aktivitäten im Vikariat. Es gehe nicht um ein Missionieren, aber um Versöhnung, brachte der Priester die verschiedenen interreligiösen Aktivitäten der Gemeinde auf den Punkt, so etwa das gemeinsame Lesen im Ersten Testament. Anders formuliert: "Christen bleiben Christen und Juden bleiben Juden, aber wir sind Freunde".
Sehnsucht nach Frieden
Ein besonderes Anliegen ist im Vikariat zudem die pastorale, soziale und kreative Arbeit für und mit Kindern und Jugendlichen. Im vergangenen November veranstaltete man beispielsweise ein "Konzert für Hoffnung". 500 Personen aller Altersstufen und verschiedener Religionen besuchten die Vorstellung. Was alle Besucher einte, sei die tiefe Sehnsucht nach Frieden gewesen, so P. Zelazko.
Der Geistliche kam im Kathpress-Gespräch auch auf das Heilige Jahr 2025 in der Katholischen Kirche zu sprechen. Das Heilige Jahr steht unter dem Motto "Pilger der Hoffnung". Zelazko: "Daher beginnen wir jedes Gebet mit dem Satz: 'Möge der Herr uns Frieden schenken, Frieden für Israel und Frieden für den Nahen Osten.' Und außerdem: 'Mögen alle Geiseln und Soldaten nach Hause zurückkehren.'"
Quelle: kathpress