Nahost-Konflikt: Zum Dialog gibt es keine Alternative
Die Erklärung des ÖRKÖ im Wortlaut:
Die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten macht uns fassungslos. Das Ausmaß des Konflikts hat jegliche Aussicht auf Frieden, eine gerechte politische Ordnung und Versöhnung auf viele Jahre zerstört. Trotzdem ist für die Kirchen Resignation, Fatalismus oder Gleichgültigkeit keine Option.
Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa hat am 25. September 2024 bei einer Pressekonferenz im deutschen Fulda bekannt, "dass das eigene Herz so voll und zerrissen ist vom Schmerz, dass für den Schmerz der anderen kein Platz mehr ist". Jeder sieht sich als Opfer, und zwar als einziges Opfer des Krieges. Jede Seite fordert Empathie für die eigene Situation und fühlt sich zugleich verraten, wenn jemand zugleich auch Empathie für die andere Seite zeigt, so der Patriarch.
Das Evangelium ist allerdings eindeutig. Christinnen und Christen sind dazu aufgerufen, sich allen Opfern von Gewalt, Terror und Unrecht zuzuwenden und ihnen beizustehen. Schon vor einem Jahr hat der ÖRKÖ die terroristischen Angriffe der Hamas auf Zivilistinnen und Zivilisten in Israel, die Morde und die Verschleppung von Geiseln verurteilt und die unverzügliche Freilassung der Geiseln gefordert. Das bekräftigen wir auch heute nochmals. Wir versichern auch abermals den Jüdinnen und Juden und den jüdischen Gemeinden in Österreich unsere Solidarität in Sorge und Betroffenheit. Wir verurteilen zugleich alle Gewaltakte gegen Zivilistinnen und Zivilisten, sei es in Gaza, in Nordisrael, im Westjordanland oder im Libanon.
Der Konflikt, so wie er derzeit ausgetragen wird, bringt weder für Israelis noch für Palästinenser Sicherheit und Frieden. Auf Gewalt folgt stets weitere Gewalt. Zum Dialog gibt es keine Alternative.
Patriarch Pizzaballa hat eingeräumt, dass auch die religiösen Führer im Heiligen Land derzeit nicht in der Lage sind, einen Beitrag zum Ende der Gewalt und zum Frieden zu leisten. Zu sehr sind sie in die Narrative, Perspektiven und Traumata ihrer jeweils eigenen Gemeinschaften verstrickt. So liegt es nun (auch) an uns, den christlichen Geschwistern im Westen, den Kirchen vor Ort beizustehen, und ihnen neue Friedensperspektiven zu ermöglichen.
Wir rufen eindringlich zum Gebet für Frieden und Gerechtigkeit auf. Wir rufen zugleich zu noch mehr humanitärer Hilfe für die Opfer des Krieges auf. Und wir rufen zum Handeln auf. Als Kirchen können wir keine großen politischen Lösungen vorantreiben. Doch wir wollen all jene Kräfte stärken, die sich vor Ort für Versöhnung einsetzen. Noch gibt es nur kleine Gruppen und Initiativen im Heiligen Land, die für Versöhnung stehen. Ebenso wollen wir auch hier bei uns Begegnungsräume schaffen und Initiativen fördern, die für Begegnung und Dialog stehen.
Eine hochrangige ÖRKÖ-Delegation plant 2025 eine Solidaritätsreise ins Heilige Land und der ÖRKÖ wird sich auch weiterhin am "Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel" (EAPPI) beteiligen. Freiwillige aus aller Welt setzen sich vor Ort für ein Ende der Gewalt und ein friedliches Zusammenleben von Palästinensern und Israelis ein.
Wir wollen an dieser Stelle auch auf die Aktivitäten der jüdisch-palästinensischen Friedensinitiative "Standing Together Vienna" hinweisen. Und wir begrüßen, dass am 22. Oktober die israelische Non-Profit-Organisation "Desert Stars" mit dem "Intercultural Achievement Award" des österreichischen Außenministeriums ausgezeichnet wurde. "Desert Stars" bemüht sich, die Kluft zwischen Israelis und Palästinensern zu schließen.
Der ÖRKÖ begrüßt zudem, dass das "Forum Zeit und Glaube" des Katholischen Akademiker:innenverbands Wien dem Nahostkonflikt eine Vortragsreihe widmet (Infos: https://kav-wien.at).
Als Beispiel für Gebetsinitiativen sei hier Salzburg erwähnt: Jeden Mittwoch um 10 Uhr findet ein Ökumenisches Friedensgebet in der Kirche der Diakonie (Guggenbichlerstraße 20, 5026 Salzburg) statt.