Bischof Scheuer: "Franziskus hat viele Menschen berührt"
Mit einem feierlichen Gedenkgottesdienst im Linzer Mariendom haben am Samstagabend zahlreiche Gläubige gemeinsam mit dem Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer des verstorbenen Papst Franziskus gedacht. Scheuer würdigte das am Ostermontag verstorbene Kirchenoberhaupt als einen Papst, der Barmherzigkeit gelebt, die Dialogkultur gefördert und nie auf die Kleinsten vergessen habe. "Papst Franziskus hat viele Menschen berührt. Wir dürfen uns jetzt darauf besinnen, was er für uns bedeutet - wir denken an Worte, Zuwendungen, Gesten, Appelle, die für uns wichtig geworden sind", so der Bischof zu Beginn der Feier. Mit ihm feierten u.a. Generalvikar Severin Lederhilger sowie Dompropst Wilhelm Vieböck.
Scheuer erinnerte in seiner Predigt u.a. an das Glaubensverständnis von Franziskus und betonte: "Wir glauben nicht als Single, sondern als Gemeinschaft." Der Papst habe früh den "Narzissmus als Geisteshaltung" kritisiert und die Kehrseite eines übersteigerten Individualismus thematisiert. Ohne das Zeugnis der Glaubensgemeinschaft sei persönlicher Glaube nicht möglich, so Scheuer. Der Tod von Papst Franziskus stelle die Frage: "Mit wem glauben wir? Wen lassen wir mitschauen oder auch mitreden? Von wem lassen wir uns herausfordern?"
Papst Franziskus sei "geliebt und gehasst, verehrt und verachtet, heftig kritisiert und auch für eigene Interessen instrumentalisiert" worden. Besonders erinnerte der Linzer Bischof an den oft zitierten Satz "Diese Wirtschaft tötet", den Franziskus 2013 geäußert habe. Der Papst habe damit nicht die Wirtschaft an sich, sondern eine dominante Form des Wirtschaftens kritisiert, "welche nicht mehr dem Leben dient, sondern lediglich dem Streben nach Profit, Marktdominanz und Macht um ihrer selbst willen".
Weit über Kirchenkreise hinaus habe die Enzyklika "Laudato si'" (2015) Resonanz gefunden, die sich der ökologischen Frage widme und auf das "Welt-Gemeinwohl" abziele. "Sein Rundschreiben 'Fratelli tutti' (2019) stand für eine Kultur des weltweiten geschwisterlichen Dialogs und des gegenseitigen Respekts auf der Grundlage der gleichen Würde aller Menschen", erinnerte Scheuer. Diese Dialogkultur habe Franziskus auch innerkirchlich mit dem Prinzip der Synodalität stark gefördert.
Besonders berührend sei gewesen, dass bei der Beisetzung von Franziskus "die Kleinsten doch stark präsent waren und die Größten eher Randfiguren", betonte Scheuer. Der Papst habe das Wort von Ignatius von Loyola verwirklicht: "Nicht begrenzt werden vom Größten und dennoch einbeschlossen im Kleinsten, das ist göttlich."
Auch auf die innere Reformkraft von Papst Franziskus ging Scheuer ein: Franziskus habe sich nicht mit äußeren Stilkorrekturen begnügt, sondern ein "großes inhaltlich bestimmtes Reformprogramm" vorgeschlagen. Besonders sichtbar geworden sei seine ignatianische Gabe der "Unterscheidung der Geister" in "Amoris laetitia", dem Schreiben über die Liebe in der Familie. Franziskus habe es als kleinlich angesehen, "nur bei der Erwägung stehen zu bleiben, ob das Handeln einer Person einem Gesetz oder einer allgemeinen Norm entspricht oder nicht". Hirten dürften moralische Gesetze nicht "als Felsblöcke" auf das Leben von Menschen werfen, zitierte Scheuer aus dem päpstlichen Schreiben.
Papst Franziskus habe die Kirche geprägt durch eine "Logik der Barmherzigkeit" und sei ein "guter und aufmerksamer Gesprächspartner" gewesen, schilderte Scheuer aus seinen persönlichen Begegnungen. Abschließend sagte er: "Zum Schluss hat er immer gesagt: Beten Sie bitte für mich - ich bete für Sie. Heute wollen wir für ihn beten, im Vertrauen darauf, dass er für uns betet."
Requiem im Stephansdom
Am Montag (28. April) um 18 Uhr wird im Wiener Stephansdom ein feierliches Requiem für Papst Franziskus stattfinden. Vorsitzender der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, wird dem Gottesdienst vorstehen und predigen. Das Requiem wird live auf ORF III sowie auf dem YouTube-Kanal der Erzdiözese Wien unter https://www.youtube.com/watch?v=s5N7-C7G2qk übertragen. Eine Live-Übertragung bietet auch "radio klassik Stephansdom".
Neben den Gläubigen sind auch die politischen Repräsentantinnen und Repräsentanten der Republik, die Vertreterinnen und Vertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich sowie der gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften zum Gottesdienst eingeladen. Weiters werden der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, sowie Mitglieder des Diplomatischen Corps am Requiem teilnehmen.
Kondolenzbücher in ganz Österreich
In mehreren österreichischen Domkirchen, darunter im Wiener Stephansdom, im Salzburger Dom und im Dom in Klagenfurt, liegen Kondolenzbücher auf. Gläubige können dort persönliche Worte des Abschieds und der Erinnerung eintragen.
Einige heimische Diözesen haben zudem Online-Kondolenzbücher freigeschaltet. Seine Trauer kann man etwa auf den Websites der Erzdiözese Wien (www.erzdioezese-wien.at), der Erzdiözese Salzburg (www.edsbg.at/weltkirche/papst-franziskus/kondolenzbuch) oder Diözese Graz-Seckau (www.katholische-kirche-steiermark.at) zum Ausdruck bringen. Das digitale Kondolenzbuch der Diözese Innsbruck ist unter www.dibk.at erreichbar, jenes der Diözese St. Pölten unter www.dsp.at/kondolenzbuch-papst-franziskus.
Quelle: kathpress