"Pro Oriente" brachte Theologen aus ganz Osteuropa an einen Tisch
Der Stiftung "Pro Oriente" ist es laut eigener Aussendung gelungen, Theologinnen und Theologen aus ganz Osteuropa an einen Tisch zu bringen. Zum jüngsten Workshop der Stiftung Ende März in der litauischen Hauptstadt Vilnius konnten demnach u.a. Teilnehmende aus der Ukraine, Russland, Belarus, Estland, Litauen, Georgien, Rumänien und Tschechien begrüßen. Der Workshop war Teil des "Pro Oriente"-Projekts "Healing of Wounded Memories" und in diesem Zusammenhang bereits der dritte Regional-Workshop.
Das Projekt "Healing of Wounded Memories" (Verletzte Erinnerungen heilen) hat im November 2023 mit einer internationalen Konferenz in Wien seinen Anfang genommen. Rund 50 Teilnehmende aus Europa, den USA und dem Nahen Osten hatten dabei Aspekte einer Theologie der Versöhnung reflektiert, zugleich aber auch konkrete geopolitische Konfliktfelder in der Ukraine, in Südosteuropa und im Nahen Osten in den Blick genommen. Die Themen der Auftaktkonferenz wurden bislang in regionalen Workshops in Bosnien-Herzegowina (Mai 2024) und auf Zypern (Oktober 2024) vertieft. Auch einige Teilnehmende dieser früheren Workshops waren nach Vilnius gekommen.
Der Workshop in Vilnius stand unter dem Motto "Ökumenische Herausforderungen in der digitalen Ära - Kontext, Erfahrungen und Anwendungen". Ein Tenor des Workshops war, dass Heilung in einem ersten Schritt bedeute, dass man die Wunden des anderen überhaupt wahrnimmt, hieß es in der Aussendung am Montag. Wunden würden auch nicht einfach verschwinden, aber sie könnten verheilen. Und aus verheilten Wunden könne Kraft für die Zukunft wachsen.
Der offene Austausch im Workshop über diese Wunden sei ein erster Schritt in diese Richtung gewesen, bilanzierte Viola Raheb von "Pro Oriente": "Es war uns natürlich bewusst, dass wir uns derzeit, wo täglich neue Wunden hinzukommen, noch nicht mit dem Verheilen von Wunden befassen können. Aber gerade deshalb war auch dieser Workshop zum jetzigen Zeitpunkt so wichtig, um einen Anfang zu setzen und offene Räume zu ermöglichen."
Bei dem Workshop wurden aber auch künftige mögliche Schritte angesprochen. Einig waren sich demnach die Teilnehmenden über die Notwendigkeit, die unterschiedlichen Narrative zuzulassen und anzuhören. Das sei etwas anderes, als ein wohl nicht mögliches einheitliches Narrativ zu erarbeiten. Gewünscht wurden auch Workshops für junge Menschen und zivilgesellschaftliche Initiativen. Eine Vernetzung unter den Teilnehmenden aus den drei Regionalworkshops mit dem Ziel, voneinander lernen zu können, wurde ebenfalls angeregt.
Neben Theologinnen und Theologen waren auch Social Media-Expertinnen und -Experten geladen. Die Teilnehmenden diskutierten etwa die Frage, wie man Hassreden in digitalen Räumen wirksam begegnen könne. Inwiefern digitale Kommunikationsformen zur Überwindung von Traumata oder gar zur Versöhnung beitragen könnten, wurde ebenfalls intensiv erörtert.
Begegnungsräume ermöglichen
Der Workshop zielte darauf ab, Begegnungsräume jenseits der offiziellen Dialoge zu eröffnen, denn diese Räume seien für das friedliche Miteinander entscheidend, so die deutsche Theologin Regina Elsner, die gemeinsam mit Viola Raheb von "Pro Oriente" den Workshop konzipierte und moderierte. Nachsatz: "Solche Räume braucht es ganz dringend." Hier seien die Kirchen gefordert, mehr Aufmerksamkeit und Engagement an den Tag zu legen und Projekte wie jenes von "Pro Oriente" stärker ideell, aber auch finanziell zu fördern, "damit diese Versöhnungsinitiativen nachhaltig wirken können", so Elsner.
Der Workshop in Vilnius begann mit einer Begegnung mit Spitzen der Kirchen vor Ort. In seiner Begrüßung betonte "Pro Oriente"-Präsident Clemens Koja, dass die Stiftung die Begegnung mit den lokalen Kirchen an den Anfang des Workshops setze, da man betonen wolle, als pilgernde Geschwister zu den christlichen Schwestern und Brüdern nach Litauen gekommen zu sein.
Ein Kurzvideo mit Impressionen des Workshops ist aktuell erschienen und auf dem YouTube-Kanal von "Pro Oriente" abrufbar unter:
Quelle: kathpress