Graz: Kirchen auf Spuren der Geschichte der Täufer
Unter dem Motto "500 Jahre Täufertum - Auf den Spuren der Täufergeschichte" hat das diesjährige Ökumenische Wochenende in Graz die Täufer ins Zentrum gerückt. Organisiert wurde die mehrtägige Veranstaltung vom Ökumenischen Forum der christlichen Kirchen in der Steiermark. Wie das steirische "Sonntagsblatt" in seiner aktuellen Ausgabe (Nr. 6/2025) informierte, wurde den Teilnehmenden unter anderem mit Vorträgen und einem Grazer Stadtrundgang die dramatische Geschichte der Täufer nahegebracht.
Die Täufergeschichte sei eine der schlimmsten Episoden der Kirchengeschichte, hieß es. Abertausende Täuferinnen und Täufer wurden in grausamer Weise im damaligen Heiligen Römischen Reich von staatlicher Seite, römisch-katholischer, evangelisch-lutherischer wie evangelisch-reformierter Kirche als Ketzer verfolgt, gefoltert und entweder verbrannt, ersäuft oder enthauptet. Auch in Graz, Bruck an der Mur und Kapfenberg gibt es laut "Sonntagsblatt" historische Hinweise, dass Täufer verfolgt und ermordet wurden.
Seit den 2000er-Jahren haben die Kirchen begonnen, dieses große historische Unrecht im Dialog und mit öffentlichen Versöhnungsgottesdiensten aufzuarbeiten. Bei der Einweihung der Gedenkstele "Die Reformation lebt" beim Mursteg in Graz sprach Superintendent Hermann Miklas ein Schuldbekenntnis und eine Bitte um Vergebung für die Ungerechtigkeit aus, die im Namen der Evangelischen Kirche an den Täufern geschehen sei. 2021 fand zum ersten Mal eine Täuferausstellung im Wiener Stephansdom statt, in der Kardinal Christoph Schönborn zur Andacht für die Opfer der Täuferverfolgung einlud und das Unrecht von katholischer Seite benannte.
Reformbewegung des 16. Jahrhunderts
Die Täuferbewegung entstand um die Mitte des 16. Jahrhunderts als Versuch einer ganz am Evangelium orientierten Lebensweise, zu der für die meisten Mitglieder der Verzicht auf jede Gewaltanwendung und für viele die Gütergemeinschaft gehörte. Der Name, der der Bewegung gegeben wurde, rührt daher, dass sie die Säuglingstaufe ablehnten, weil nach ihrem Verständnis die Taufe als Eintritt in die Kirche einen bewussten Glaubens- und Willensakt des Täuflings voraussetzt. Die Obrigkeiten gleich welcher Konfession reagierten umgehend mit harter Verfolgung - etwa auch in Wien, wo Täufer durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen oder durch Ertränken in der Donau hingerichtet wurden.
Da kein Landesherr sich zum Täufertum bekannte, fanden die Anhänger dieser Bewegung auch nirgendwo Schutz. Die Emigration nach Amerika machte eine kontinuierliche Existenz bis heute möglich; in Österreich bzw. Europa aber ist das Täufertum fast vollständig aus dem kulturellen Gedächtnis verschwunden.
Quelle: kathpress