Krautwaschl bei evangelischer Synode: Kirchen im Dienst der Freiheit
Im Zeichen des Miteinanders der christlichen Konfessionen ist am Freitag der Empfang der Synode der Evangelischen Kirche Österreichs im Grazer Minoritensaal gestanden. Auf Einladung des katholischen Bischofs Wilhelm Krautwaschl trafen die Spitzen der christlichen Kirchen in der Steiermark mit den Delegierten zusammen und hoben die "seit Jahrzehnten hervorragend funktionierende Ökumene" in dem Bundesland hervor, heißt es in einem Bericht des evangelischen Pressedienstes (epd) vom Samstag. Krautwaschl selbst betonte, ein gemeinsamer Weg "vom Gegeneinander über das Nebeneinander zum Miteinander" sei trotz aller Unterschiede möglich. Für das "Wir, das nochmals größer ist als das ich" sollten die Delegierten Zeugnis geben.
Krautwaschl hob auch die Rolle der Kirchen und Religionsgemeinschaften bei der Erhaltung der freien Gesellschaft hervor. Die sei ihr Auftrag und Dienst angesichts des rasanten Wandels und politischer Umbrüche. Die Durchsetzung von Interessen Einzelner beinhalte stets die Gefahr von Machtmissbrauch, Ausbeutung und Unterdrückung und widerspreche somit dem Evangelium und dem Auftrag als Christinnen und Christen, so der Grazer Diözesanbischof vor den Geladenen, unter ihnen auf evangelischer Seite Superintendent Wolfgang Rehner, Superintendentialkurator Michael Axmann, Synodenpräsidentin Ingrid Monjencs und Bischof Michael Chalupka.
"Steirisches Klima"
Von einem über die Grenzen wirkenden "ökumenischen steirischen Klima", das zuerst der 2020 verstorbene Bischof Johann Weber und der damalige Superintendent und spätere lutherische Bischof Dieter Knall geprägt hätten, sprach der lutherische Bischof Michael Chalupka. Knall sei von diesem Klima einst ermutigt worden, Papst Johannes Paul II. zu einem ökumenischen Gottesdienst einzuladen. Auch bei der zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz 1997 sei dieses sichtbar gewesen und nicht zuletzt auch bei der aktuellen Solidarität Krautwaschls beim Thema Karfeitag, für welchen die Generalsynode am Vortrag in einer Resolution einen Feiertag für alle gefordert hatte.
Der langen Ökumene-Tradition in der Steiermark widmete sich auch Stefanie Schwarzl-Ranz, stv. Vorsitzende des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark. Die römisch-katholische Theologin warf in ihrer Ansprache einen Blick zurück bis in die Zeit des Schriftstellers Peter Rosegger im 19. Jahrhundert, der selbst eine konfessionell gemischte Familie hatte. Das von ihr geleitet Forum entstand genau vor 25 Jahren, im Jahr 1999, aus dem bereits in den 1960er Jahren gegründeten "Arbeitskreis Ökumene". 2025 werde sich das Forum den Jubiläen "1.700 Jahre Erstes Ökumenisches Konzil von Nizäa" und dem Jubiläum "500 Jahre Täuferbewegung" widmen, hieß es.
Verantwortung im Miteinander
Bereits am Vortag hatte die steirische Landtagspräsidentin Manuela Khom bei einem Empfang der Synode im Grazer Landhaus auf die Dringlichkeit verwiesen, gemeinsam Verantwortung für die Menschen zu übernehmen. Die Landespolitik wie auch die Kirchendelegierten bräuchten Verantwortungsbewusstsein für ihren Einsatz für die Menschen, was nur im Miteinander möglich sei. Es sei heute wichtig, "auch den Glauben mitzunehmen", so Khom, die sich selbst als gläubige Katholikin bezeichnete. Von Synodenpräsidentin Ingrid Monjencs nahm die Landtagspräsidentin den Wunsch nach dem Karfreitag als Feiertag für alle entgegen.
Das Grazer Landhaus weist etliche Bezugspunkte zur Geschichte der Evangelischen auf: Es wurde von den damals mehrheitlich evangelischen Landständen errichtet, die im 16. Jahrhundert in starker Konkurrenz zu den katholischen Landesherren mit ihrem Sitz auf der Grazer Burg standen und ab 1549 offen als protestantische Körperschaft auftraten. Der Rittersaal des Landhauses sollte 1999 denn auch zum Gründungsort des Ökumenischen Forums Steiermark werden. 2017, im Jubiläumsjahr 500-Jahre-Reformation, wurde im Hof des Landhauses ein ökumenischer Gedenkstein verlegt, wobei der damalige Landeshauptmann Hermann Schützenhofer zu diesem Anlass auch eine offizielle Entschuldigung für das an Evangelischen auch vonseiten politischer Machtträger verübte Unrecht aussprach.
Heute sei das Klima zwischen den politisch Verantwortlichen im Land und den Kirchen ebenso wie zwischen den Kirchen durch ein "tragfähiges Miteinander" geprägt - sichtbar nicht zuletzt an der jährlichen Zusammenkunft der Kirchenvertreter im Landhaus zum ökumenischen Empfang, wie Superintendentialkurator Axmann hervorhob.
Quelle: Kathpress