Kremsmünster: Ökumenische Sommerakademie mit Friedensappell gestartet
Unter dem Motto "Frieden stiften" ist am Mittwochabend die 25. Ausgabe der Ökumenischen Sommerakademie im Stift Kremsmünster gestartet. Bis Freitag erörtern Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft die Frage, "ob und wie Frieden in kriegerischen Konflikten hergestellt werden kann". Die aktuellen Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten hätten diese Frage auch in Europa aktuell werden lassen, wie die Diözese Linz am Donnerstag in einer Aussendung unterstrich.
"Gerade jetzt, wo der Krieg an die Haustüren Europas gerückt ist", lebe die Sommerakademie vor, wie gute und nachhaltige Lösungen für den Frieden gefunden werden können, eröffnete Landeshauptmann Thomas Stelzer die renommierte Veranstaltung. In einer digitalen Welt mit ihrem "Höllentempo" brauche es Zeit zum Nachdenken, ein Sich-Auseinandersetzen und ein Aufeinander-Zugehen. "Die Ursehnsucht des Menschen, in Frieden und Freiheit leben zu können", sei nicht unerfüllbar, brauche aber als kollektive Leistung den Beitrag jedes Einzelnen.
Der frühere ORF-Intendant Helmut Obermayr stellte als Moderator und Mitbegründer der Sommerakademie die Frage in den Raum, wie Frieden angesichts des Leids der vom Krieg betroffenen Menschen gelingen könne und welche Aufgaben die Kirchen "in dieser vom Krieg durchzogenen Welt" hätten. Dazu referierten unter anderem Bischof Manfred Scheuer, Superintendentialkuratorin Renate Bauinger, der Rektor der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz Christoph Niemand und der Journalist und ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz.
Scheuer: Mächtige Vergebung
Bischof Scheuer nahm in seiner Rede Bezug auf Immanuel Kants Werk "Zum ewigen Frieden" und betonte: "Frieden stellt keinen natürlichen Zustand dar, sondern muss gestiftet werden." Der Linzer Oberhirte schilderte das Leiden der Kinder in Syrien, die in Angst, Bombenlärm und Krieg aufwachsen, und zog aus seiner Reise nach Syrien im Vorjahr das Fazit, dass die größte Herausforderung für die Kinder die Absage "There is no future" sei. Niemand sage ihnen: "Es wird wieder gut". Dabei sei dieser tröstende Satz ein "höchst schöpferisches Wort".
Scheuer sprach auch über die Macht der Vergebung, die er mit der schöpferischen Macht Gottes verglich. Vergebung zerbreche die Ursachenkette, indem jemand aus Liebe vergebe, zitierte der Bischof den ehemaligen UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld.
Kirchen als Brückenbauer
Superintendentialkuratorin Bauinger fragte, wie man in Zeiten von Krieg über Frieden sprechen könne: Das heiße, "über etwas sprechen, das es nicht gibt. Solange der Mensch auf dieser Erde lebt, hat er sich der Gewalt und dem Krieg verschrieben." Bauinger betonte jedoch: "Am Ende sollten wir den Frieden nicht aus dem Blick verlieren." In einer Welt voller Konflikte sei es wichtiger denn je, sich für den Frieden einzusetzen. "Die Kirchen fördern Werte wie Nächstenliebe, Vergebung und Versöhnung. Durch ihre Botschaften und Aktivitäten tragen sie dazu bei, Brücken zwischen Menschen zu bauen und Konflikte zu überwinden."
KU-Rektor Niemand hob die Bedeutung des Themas "Frieden stiften" hervor und schlug eine Brücke zum Propheten Jesaja: "Das Werk der Gerechtigkeit ist der Friede." Um Frieden zu stiften, müsse man in kleinen Schritten auf allen Ebenen mehr für Gerechtigkeit sorgen. "Es gibt viele Wege zum Frieden, aber für dauerhaften Frieden hilft immer jeder einzelne Schritt zur Gerechtigkeit", so Niemand.
Vorerst letzte Sommerakademie
Seit 1999 beschäftigt sich die Ökumenische Sommerakademie mit Themen, die Menschen aktuell bewegen. Anlässlich des 25-Jahre-Jubiläums stand für Donnerstagabend ein Festakt im Theatersaal von Stift Kremsmünster auf dem Programm. Am Freitag referiert unter anderem der Passauer Politologe Oliver Hidalgo über die "politische Ambivalenz von Religionen", ehe die Tagung mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "In Konflikten für Frieden eintreten" mit dem armenisch-apostolischen Bischof Tiran Petrosyan, Superintendent Gerold Lehner und Militärbischof Werner Freistetter schließt.
Wie Obermayr betonte, wird die diesjährige Sommerakademie die letzte ihres Formats sein. Es gäbe jedoch Überlegungen, wie man auch in Zukunft dem Anspruch gerecht werde, sich Fragen zu widmen, "von denen die Menschen Antworten von den Kirchen erwarten".
Veranstalter der Ökumenischen Sommerakademie sind die Katholische Privat-Universität Linz, die auch für die Organisation zuständig ist, der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich, das Evangelische Bildungswerk Oberösterreich, die Kirchenzeitung der Diözese Linz, das Stift Kremsmünster, die Religionsabteilungen des ORF in Fernsehen und Hörfunk sowie das Land Oberösterreich.