Erklärung zum 25. „Tag des Judentums“
Die Erklärung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich im Wortlaut:
Am 17. Jänner 2024 feiern die Kirchen in Österreich zum 25. Mal den „Tag des Judentums“.
Die Kirchen begehen diesen „Tag des Judentums“ als Besinnungstag der Christen und
Christinnen, als
- „Tag des Lernens“ von und mit Juden und Jüdinnen,
- „Tag des Gedenkens“ besonders der Opfer der Shoa und des Versagens der Kirchen,
aber auch all jener, die sich für die Rettung von Jüdinnen und Juden eingesetzt haben,
- „Tag des Feierns“ voll Dankbarkeit für das Aufblühen jüdischen Lebens in Österreich
und all dessen, was das Christentum dem jüdischen Volk verdankt.
Voll Freude, dass der „Tag des Judentums“ mittlerweile in ganz Österreich etabliert ist,
vielfältige Früchte bringt und Anerkennung findet (Oberrabbiner Schlomo Hofmeister: „Der
Tag des Judentums ist ein Geschenk!“), lädt der Ökumenische Rat der Kirchen alle
Gemeinden ein, in einer der Formen den „Tag des Judentums“ 2024 zu begehen. Zugleich
ruft er seine Erklärung vom 21. Oktober 1999 zur Einführung des „Tag des Judentums“ in
Erinnerung.
Einen Tag vor der Gebetswoche für die Einheit der Christen (18. bis 25. Jänner) mögen sich
die Christen und Christinnen gemeinsam auf ihre jüdische Wurzel besinnen. Die
jahrhundertelange Verfolgung der Juden durch Christen macht es notwendig, dass auf dem
Weg der Buße und der Neubesinnung eine Haltung gegenüber den Juden heranreift, die dem
Evangelium entspricht.
Aus der Erklärung vom 21.Oktober 1999
Das Motto für den „Tag des Judentums“ gibt der Apostel Paulus vor: „Nicht du trägst die
Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ mahnt er im 11. Kapitel des Römerbriefs.
Offensichtlich bestand schon in den ersten christlichen Gemeinden die Tendenz, sich über das
Judentum erhaben zu fühlen. Später haben die Kirchen die Worte des Paulus vergessen.
Anstatt ihre Wurzel, aus der sie leben und die sie trägt, zu pflegen, meinten sie, ohne sie
auskommen zu können. Die theologische Verachtung des Judentums und in Folge die
gesellschaftliche Abwertung seiner Gläubigen schuf über Jahrhunderte hinweg jenen
Nährboden, auf dem das rassistische Gedankengut des Antisemitismus wachsen konnte. Erst
seit der Katastrophe der Schoa (des Holocaust) hat in allen Kirchen ein Umdenken gegenüber
dem Judentum begonnen. Seither werden wir uns der Schuld, die die Kirchen und ihre
Vertreter auf sich geladen haben, immer deutlicher bewusst. Wir sind auf dem Weg, den
spirituellen und theologischen Reichtum Israels als Fundament unseres eigenen Glaubens neu
zu entdecken. Ein Beitrag dazu soll auch der "Tag des Judentums“ in unseren Kirchen sein, den
wir in Zukunft jedes Jahr feiern wollen…