Heiliges Land: Die Spirale der Gewalt durchbrechen
Zu Ostern richtet sich der Blick der Welt wieder auf das Heilige Land. Mitte Februar hat eine kleine Delegation des ÖRKÖ das Heilige Land besucht. Die Reise diente der Unterstützung der Christinnen und Christen vor Ort sowie der Begegnung mit Organisationen und Personen, die sich für Frieden und Versöhnung einsetzen. Zur Delegation gehörten der armenisch-apostolische Bischof und ÖRKÖ-Vorsitzende Tiran Petrosyan, der römisch-katholische Linzer Bischof Manfred Scheuer, der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld sowie der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura.
Die Lage der Christinnen und Christen in Palästina ist alarmierend. Immer mehr verlassen aufgrund der Perspektivenlosigkeit ihre Heimat. Von vielen Seiten hörte die Delegation den Appell an die Glaubensgeschwister im Westen, ihre Solidarität dadurch zu zeigen, das Heilige Land wieder zu besuchen. Diesen Appell wollen wir gerne und mit Nachdruck weitergeben.
Das Ausbleiben der Pilger und Touristen aufgrund des Krieges hat unzählige Palästinenser, darunter eben auch die Christen, in wirtschaftliche Not gestürzt. Die Menschen fühlen sich zudem von der Welt vergessen. So war bei vielen Begegnungen spürbar, wie sehr die Menschen vor Ort den Besuch der Delegation schätzten.
Ein hochrangiger Kirchenvertreter sagte der Delegation in Jerusalem: "Die Kirche kann die Situation nicht lösen, aber sie kann helfen, diese auszuhalten." So wollen auch wir als ÖRKÖ ein klein wenig dazu beitragen, die Situation für die Menschen vor Ort erträglich zu machen. - Durch weitere Besuche, die Information über die Lage vor Ort in der österreichischen Öffentlichkeit und auch durch (wenn auch nur begrenzte) materielle Hilfe.
Wir wollen zudem als Kirchen unsere Stimme erheben, wenn im Heiligen Land Unrecht verübt wird. Von welcher Seite auch immer. Wir verurteilen zutiefst den Terror der Hamas, der nicht nur schlimmes Leid über die israelische Bevölkerung, sondern auch über das palästinensische Volk gebracht hat. Wir sind höchst besorgt über die Eskalation der Gewalt im Gazastreifen und im Westjordanland und mahnen dringend zur Einhaltung des Völkerrechts.
Wir sind solidarisch mit allen Menschen in Israel und Palästina, die sich für einen gerechten Frieden einsetzen. Und wir rufen auch die Österreichische Bundesregierung auf, stets beide Seiten im Blick zu haben. Genau damit wird Österreich auch seiner geschichtlichen Verantwortung am besten gerecht, der es sich nicht entziehen kann und darf. Das sind wir letztlich auch den vielen Kindern schuldig, die die ÖRKÖ-Delegation im Heiligen Land in christlichen Schulen getroffen hat und die ein Recht auf ein Leben in Frieden und Sicherheit haben.
Dass sich die Spirale der Gewalt immer weiter dreht, ist kein Naturgesetz. Die ÖRKÖ-Delegation ist bei ihrem Besuch im Heiligen Land auch mit einigen israelischen bzw. jüdischen zivilgesellschaftlichen und religiösen Initiativen und Persönlichkeiten zusammengetroffen, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung einsetzen. Es sind nur wenige, und sie werden kaum gehört. Doch umso mehr wollen wir diese Kräfte stärken und ihnen Gehör verschaffen. Sie setzen auf Mitgefühl und nehmen auch das Leid der anderen Seite in den Blick. Sie zeigen Wege auf, aus dem Kreislauf der Gewalt auszubrechen.
Lassen wir nicht nach im Einsatz für den Frieden und vertrauen wir als Christinnen und Christen auch auf die Macht des Gebets. Gerade auch an diesem Osterfest, dass wir alle gemeinsam feiern.